Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage | |
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Gehirn des Mannes den Krieg und die Prostitution hat aufkommen lassen. Dadurch wird das menschliche Geschlecht am meisten geschädigt, die Unlust nimmt zu, es ist also gegen den Willen Gottes. Vor kurzem hörte ich im Vortrage eines Herrn Dr. med., dass in den Grossstädten 80% aller Männer wenigstens 1 mal an Syphilis oder Gonorrhoe erkrankten und dass 60% aller Frauenleiden durch Ansteckung des Mannes herrührten. – In dieser Beziehung sind die Männer ekelhaft und es ist kein Heil von ihnen zu erwarten. Kein Wunder wenn die klügsten Mädchen ehescheu werden, denn die Ehen sind entheiligt. Ibsen hat das erkannt, desshalb lässt er Nora dem brutalen Egoisten, ihrem Manne, davonlaufen, der nur in sie verliebt war und sie tanzen liess wie er wollte. Die Kinder sind bei andern Leuten besser aufgehoben als in solchen Ehen, das wusste Nora. Ich kann Ihnen nicht glauben, dass die Frauenbewegung, die doch gerade den Krieg und die Prostitution, diese Krebsschaden der Menschheit, abgeschafft haben möchte, eine Entartung ist (wie auch die gefüllten Blumen). Ich nenne beide eine Vervollkommnung, einen Fortschritt. Die Unsittlichkeit aber ist eine Entartung denn: „Die Natur ist eine strenge Frau und bedroht die Verletzung ihrer Vorschriften mit harten Strafen. Sie hat gewollt, dass das Weib Mutter (der Mann Vater) sei, und hat alle ihre Kräfte auf diesen Zweck gerichtet. Versagt der Mensch den Dienst der Gattung, will er sich als Individuum ausleben, so wird er mit Siechthum geschlagen.“ Das haben Sie selbst, verehrter Herr, so schön und richtig gesagt. Am allermeisten habe ich mich aber über den Satz Seite 67 gefreut: „Ich wenigstens würde Respekt haben, wenn ein Mädchen sagte: Das ist mein Kind für das ich sorge, von wem ich es habe geht euch nichts an.“ Da sind Sie ja Feminist, lieber guter Herr Doktor, ich drücke Ihnen im Geiste die Hand als Anhänger unserer Emanzipationsbestrebungen! Es genügt nur nicht, blos Respekt vor solch’ muthigen Mädchen zu haben, die zu Gunsten der Männer eingeführte doppelte Moral (warum theilt man die Männer nicht auch in 3 Theile wie die Frauen, in Ledige, Verheirathete und Prostituierte?) lässt die Polizei „gefallene Mädchen“ untersuchen und als Dirnen einschreiben, falls kein Mann als Beschützer für sie eintritt. Und wie ist es einem armen Mädchen möglich für sich und ihr Kind zu sorgen? (Reiche Mädchen werden geheirathet). Mit dem kleinen Kinde kann sie sich doch nicht vermiethen, hat sie doch auch genug zu thun, für sich und das Kind Kleidung und Nahrung zu besorgen, das Kind täglich ein paar Stunden ausfahren genügt: „damit die Lust wachse und keine Unlust eintrete“! Haben sich aber die Ziele der Frauenbewegung, nämlich dass jedes Mädchen einen Beruf und ihr gutes Auskommen hat, verwirklicht, so könnte das Mädchen mit dem Kinde ohne Vater, Ihren Respekt, geehrter Herr, in vollem Umfange würdigen und gemessen. Jetzt könnte höchstens ein vernünftiger Mann, der keine gelehrte Frau als Kindermädchen haben will, solch ein Muttermädchen miethen. Auf ein Kind mehr oder weniger kommt’s ihm nicht an, je mehr, desto besser! – Sie haben ganz recht, so wie das Leben jetzt eingerichtet ist „hängt die ganze Bedeutung des weiblichen Lebens davon ab, dass das Mädchen den rechten
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/119&oldid=- (Version vom 31.7.2018)