gab, eine Unterhaltung in Fluß zu bringen. Am nächsten Tage mußte ich dann leider feststellen, daß aus dem sonst so lebendigen, humorvollen Erich ein mürrischer, beinahe unliebenswürdiger Gesellschafter geworden war. Ich fürchtete schon, die ersten Anzeichen von Malaria könnten sich bei ihm in dieser Weise bemerkbar machen. Aber bald wurde ich eines Besseren belehrt. Denn als ich ihm gegen Abend vorschlug, heute einmal zur Abwechselung einen kleinen Pirschgang nach dem nahegelegenen Flüßchen zu unternehmen, wo man sicherlich bei der Tränke jagdbares Wild antreffen würde, meinte er mit schlecht verhehlter Verlegenheit:
„Laß dich nicht stören, Fritz. Ich für meine Person möchte doch lieber ein Stück reiten. Bei der drückenden Schwüle zu Fuß zu gehen, ist ein recht mäßiges Vergnügen.“
Es war dies das erstemal, daß wir uns über die Verwendung unserer freien Stunden nicht einig waren. Bisher hatte stets einer dem andern sofort nachgegeben. Mein Freund brach wirklich an diesem Abend allein auf, während ich mir nur meinen eingeborenen Diener als Büchsenträger mitnahm. Als ich dann gegen zehn Uhr todmüde heimkehrte, war Erich noch nicht zu Hause. Ich legte mich sofort in meine Hängematte, nachdem ich die Ventilatoren eingestellt und die große, in der Mitte des Daches befindliche Luke geöffnet hatte, zog das Moskitonetz über mir zusammen und versuchte einzuschlafen. Aber Stunden vergingen, und noch immer war ich wach und lauschte gespannt auf jedes Geräusch, das von
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/47&oldid=- (Version vom 30.6.2018)