Mankassas, dessen Nähe man allerhand wunderbare Heilwirkungen zuschrieb, durch ganz Indien. Von weither strömten die Pilger zusammen, um vor dem heiligen Tiere ihre Gebete zu verrichten. Und niemand von diesen Bittstellern, selbst der ärmste Hindu nicht, kam mit leeren Händen. Reiche eingeborene Fürsten schickten besondere Gesandtschaften, die die wertvollsten, mit Diamanten verzierten Goldgeräte vor dem weißen Elefanten niederlegten. Heute beträgt die jährliche Zahl dieser Pilger gegen zehntausend. So ist Mankassa für Brolawana die beste Einnahmequelle geworden. – Vor vier Tagen nun wurde der Elefant – was jede Woche einmal geschieht – wie gewöhnlich in feierlichem Zuge nach dem einen Kilometer von der Stadt entfernten See geführt, um dort unter allen möglichen Zeremonien ein Bad zu nehmen. Auf dem Wege bekam Mankassa mit einemmal ohne jede äußere Veranlassung einen Wutanfall – bei älteren Elefanten sollen derartige Temperamentausbrüche ja recht häufig sein –, schlug wild mit dem Rüssel um sich, so daß die ihn begleitende Dienerschaft nicht schnell genug flüchten konnte, raste dann in toller Jagd querfeldein und verschwand in dem weiten Sumpfgebiet, das sich meilenweit nach Osten zu erstreckt. – Die Aufregung des Fürsten, für den Mankassa allerdings mehr Spekulationsobjekt ist, können Sie sich denken. Sofort wurden zahlreiche Reiter zur Verfolgung des Flüchtlings ausgeschickt, die jedoch sämtlich unverrichteter Sache zurückkehren dürften, da wenige Stunden nach der Flucht Mankassas ein
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/33&oldid=- (Version vom 30.6.2018)