holländischen Schiffskapitän gelang, das Juwel zu stehlen und ungehindert nach Europa zu bringen, wo der Edelstein dann vorläufig spurlos verschwand. Mit dem Augenblick, als der weit und breit unter dem Namen ‚Auge des Brahma’ berühmte Diamant nicht mehr in der Schatzkammer jenes Radscha ruhte, brach auch das Unglück über das fürstliche Geschlecht herein. Die Engländer besiegten den Fürsten und entrissen ihm seinen Besitz auf Ceylon, so daß er zu seinen Verwandten nach Sadani flüchten mußte. Noch weiter verfolgte das Schicksal die Tuma-Lenk mit den härtesten Schlägen. In der Blüte der Jahre starben seine Angehörigen dahin, bald durch Krankheit, bald durch die merkwürdigsten Unfälle. Dies änderte sich erst, als der Radscha Sorahmatra Eurem Vater, o Sahib, den Stein wieder abnahm. Der Unstern, der bis dahin über den Tuma-Lenk gewaltet hatte, verschwand. – Sorahmatra, mein früherer Herr und Gebieter, glaubte damals kein Unrecht zu begehen, als er Euren Vater um den Diamanten betrog, den er als den Glückstein seines Geschlechts nach wie vor als sein Eigentum betrachtete. Dann kamt Ihr nach Sadani, der Sohn jenes deutschen Kaufmannes, und Eurer List gelang es, das Kleinod aufs neue zu entführen. Inzwischen hat nun mein jetziger Herr, der Radscha Matasana, nachdem die Nachforschungen nach dem Verbleib des Steines – denn eine Zeitlang hatten wir Eure Spur tatsächlich verloren – monatelang vergeblich waren, sich dazu entschlossen, den Diamanten auf rechtmäßige Weise wieder in seinen Besitz
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/116&oldid=- (Version vom 30.6.2018)