Einen Augenblick ruhten unsere Hände mit festem Druck ineinander.
Und nun band ich ihm notgedrungen unter Verschweigen meines wahren Namens jenes Märchen auf, das ich mir längst zurechtgelegt hatte.
„Hören Sie meine Geschichte, Herr Doktor! Ich heiße Heinrich Gabler und bin in der Provinz Sachsen geboren. Mein Beruf als Seemann führte mich durch die ganze Welt. Ich versuchte mich auch in anderen Stellungen. In Südafrika besaß ich jahrelang eine Farm, verkaufte sie günstig und wurde dann Eigentümer einer Bark. Durch einen unglücklichen Zufall habe ich nun vor Jahren in einer großen Stadt Hinterindiens einen Kristall verschluckt, der sich in meinem Magen festsetzte und durch keinerlei Mittel zu entfernen war. Damals ging ich natürlich sofort in eine Klinik und ließ mich genau untersuchen. Die Ärzte sagten mir, daß der Stein sich vermutlich an der linken Magenwand gelagert habe und mich voraussichtlich kaum belästigen werde. Seitdem sind Jahre vergangen, und ich trage den Stein noch immer mit mir herum. In der letzten Zeit verursachte er mir Beschwerden. Mein Appetit hat nachgelassen, und ich leide auch häufig an starkem Magendrücken. Von diesem jahrelangen, mir jetzt unbequemen Begleiter sollen Sie mich nun auf operativem Wege befreien, Herr Doktor.“
Der junge Arzt hatte aufmerksam zugehört.
„Aber weshalb wenden Sie sich denn in diesem Falle nicht an einen Chirurgen, der eine Klinik besitzt?“ fragte er verwundert. „Ich kann eine
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/103&oldid=- (Version vom 30.6.2018)