Erstaunen durch einen halb pfeifenden, halb brummenden Ton, Zorn oder Ungeduld durch Wiederholung des Lautes „hu“, „hu“ mit einer tieferen, grunzenden Stimme, und Schrecken oder Schmerz durch schrilles Geschrei ausdrückten. Auf der andern Seite drückt beim Menschen ein tiefes Stöhnen und ein hohes durchdringendes Geschrei in gleicher Weise den äußersten Schmerz aus. Das Lachen kann entweder hoch oder tief sein, so daß, wie schon Haller vor langer Zeit bemerkt hat,[1] der Laut bei erwachsenen Personen den Character der Vocale O und A annimmt, während er bei Frauen und Kindern mehr den Character von E und I hat. Diese letzten beiden Vocallaute haben, wie Helmholtz gezeigt hat, ihrer Natur gemäß einen höheren Ton, als die beiden erstern; und doch drücken beide Töne des Lachens in gleicher Weise Freude oder Vergnügen aus.
Bei Betrachtung der Art und Weise, in welcher Äußerungen der Stimme eine Gemüthserregung ausdrücken, werden wir naturgemäß darauf geführt, die Ursache dessen zu untersuchen, was man in der Musik „Ausdruck“ nennt. Mr. Litchfield, welcher der Theorie der Musik lange Zeit seine Aufmerksamkeit gewidmet hat, ist so freundlich gewesen, mir über diesen Gegenstand die folgenden Bemerkungen mitzutheilen: — „Die Frage, was das Wesen des musikalischen ‚Ausdrucks' sei, schließt eine Anzahl dunkler Punkte in sich, welche soviel mir bekannt ist, noch ungelöste Räthsel sind. Indessen muß bis zu einem gewissen Punkte ein jedes Gesetz, welches in Bezug auf den Ausdruck der Gemüthserregungen durch einfache Laute als gültig erfunden worden ist, auch auf die höher entwickelte Ausdrucksweise des Gesangs anwendbar sein, welcher ja als der ursprüngliche Typus jeder Musik angenommen werden kann. Ein großer Theil der gemüthlichen Wirkung eines Gesanges hängt von dem Character der Thätigkeit ab, durch welche die Töne hervorgebracht werden. So hängt z. B. bei Gesängen, welche große Heftigkeit der Leidenschaft ausdrücken, die Wirkung oft hauptsächlich von dem kraftvollen Ausstoßen einer oder zweier characteristischer Passagen ab, welche bedeutende Anstrengung der Stimmkraft erfordern, und es ist häufig zu beobachten, daß ein Gesang dieser Art seine gehörige Wirkung verfehlt, wenn er zwar von einer Stimme von hinreichender Kraft und gehörigem Umfange, um die characteristischen Passagen wiederzugeben,
- ↑ citirt von Gratiolet, De la Physionomie. 1865, p. 115.
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)