sei. Sobald der Sohn seinen Willen erlangt hatte, brachte „er seine Schultern in ihre natürliche Lage.“
Resignation wird zuweilen dadurch gezeigt, daß die offenen Hände eine über der andern auf den untern Theil des Körpers gelegt werden. Ich würde diese kleine Geberde nicht einmal einer vorübergehenden Notiz für werth gehalten haben, hätte nicht Dr. W. Ogle gegen mich bemerkt, daß er sie zwei- oder dreimal bei Patienten beobachtet habe, welche sich unter der Einwirkung des Chloroforms auf Operationen vorbereiteten. Sie zeigten keine große Furcht, schienen aber durch diese Stellung der Hände zu erklären, daß sie sich nun entschlossen hätten und sich in das Unvermeidliche ergeben würden.
Wir können nun untersuchen, warum Menschen in allen Theilen der Welt, wenn sie fühlen (mögen sie nun dieses Gefühl zu zeigen wünschen oder nicht), daß sie irgend etwas nicht thun können oder nicht thun wollen, oder daß sie, wenn etwas von einem Andern geschieht, nicht widerstehen wollen, mit ihren Schultern zucken, zu derselben Zeit häufig ihre Ellenbogen nach innen biegen, die offenen Flächen ihrer Hände mit ausgespreizten Fingern zeigen, häufig ihren Kopf ein wenig auf die eine Seite werfen, ihre Augenbrauen erheben und ihren Mund öffnen. Diese Seelenzustände sind entweder einfach passiv oder zeigen die Entschiedenheit, nicht zu handeln, an. Keine der erwähnten Bewegungen sind von dem geringsten Nutzen. Die Erklärung liegt, wie ich nicht zweifeln kann, in dem Principe des unbewußten Gegensatzes. Dieses Princip scheint hier so deutlich in's Spiel zu kommen wie in dem Falle mit dem Hunde, welcher, wenn er sich böse fühlt, sich in die gehörige Stellung zum Angriffe versetzt und sich seinem Gegner so fürchterlich erscheinend macht als möglich, sobald er sich aber zuneigungsvoll gestimmt fühlt, seinen ganzen Körper in eine direct entgegengesetzte Stellung wirft, obgleich das von keinem directen Nutzen für ihn ist.
Man beachte, wie ein indignirter Mensch, welcher empfindlich ist und sich einem Unrechte nicht unterwerfen will, seinen Kopf aufrecht trägt, seine Schultern zurückwirft und seine Brust ausdehnt. Er ballt häufig seine Fäuste und bringt einen oder beide Arme in die Höhe zum Angriff oder zur Vertheidigung, wobei die Muskeln seiner Gliedmaßen steif sind. Er runzelt die Stirn — d. h. er zieht seine Augenbrauen zusammen und senkt sie — und da er entschlossen ist, schließt er seinen Mund. Die Handlungen und die Stellungen
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/266&oldid=- (Version vom 31.7.2018)