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Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/266

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und treibt wüthend alle Eindringlinge fort. Dieses Ueberwachen hält es beständig in lebhafter Thätigkeit“.

Da so wenig über die Werbungen der Thiere im Naturzustande bekannt ist, habe ich zu ermitteln versucht, in wieweit unsere domesticirten Säugethiere eine Wahl bei ihrer Verbindung treffen. Hunde bieten die beste Gelegenheit zur Beobachtung dar, da sie sorgfältig beobachtet und gut verstanden werden. Viele Züchter haben ihre Meinung über diesen Punkt sehr entschieden ausgedrückt. So bemerkt Mr. Mayhew: „die Weibchen sind im Stande, durch Zeichen ihre Zuneigung kund zu geben, und zarte Aufmerksamkeiten haben eben so viel Gewalt über sie, wie man es in anderen Fällen erfahren hat, wo noch höhere Thiere in Betracht kommen. Hündinnen sind nicht immer klug in ihren Liebschaften, sondern sind geneigt, sich an Köter sehr niedrigen Grades wegzuwerfen. Werden sie mit einem Gefährten gemeinen Ansehens aufgezogen, dann entsteht häufig zwischen dem Paare eine Hingebung, welche keine Zeit später wieder beseitigen kann. Die Leidenschaft, denn das ist es wirklich, erhält eine mehr als romantische Dauerhaftigkeit“. Mr. Mayhew, welcher seine Aufmerksamkeit hauptsächlich den kleineren Rassen zuwendete, ist überzeugt, dass die Weibchen von Männchen bedeutender Grösse sehr stark angezogen werden.[1] Der bekannte Veterinärarzt Blaine führt an,[2] dass sein eigener weiblicher Mops einem Jagdhund so attachirt wurde, und ein weiblicher Jagdhund einem Köter, dass sie in beiden Fällen nicht mit einem Hunde ihrer eigenen Rasse sich paaren wollten, bis mehrere Wochen verstrichen waren. Mir sind zwei ähnliche und zuverlässige Berichte in Bezug auf einen weiblichen Wasserhund und einen Jagdhund gegeben worden, welche beide in Pinscher verliebt wurden.

Mr. Cupples theilt mir mit, dass er persönlich für die Genauigkeit des folgenden noch merkwürdigeren Falles haften kann, in welchem ein werthvoller und wunderbar intelligenter Pinscher einen Wasserhund liebte, welcher einem Nachbar gehörte, und zwar in einem solchen Grade, dass er oft von ihm weggezogen werden musste. Nachdem sie dauernd getrennt waren, wollte der Pinscher, obwohl sich


  1. Dogs: their Management, by E. Mayhew, M. R. C. V. S., 2. edit. 1864, p. 187–192.
  2. citirt von Alex. Walker, on Intermarriage, 1838, p. 276. s. auch p. 244.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/266&oldid=- (Version vom 31.7.2018)