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Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/186

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Character, welchen viele Arten ihr ganzes Leben hindurch behalten haben, welcher aber von andern, wie z. B. von dem Turdus migratorius vollständig verloren worden ist. So sind ferner bei vielen Drosseln die Federn am Rücken gefleckt, ehe sie sich zum erstenmale gemausert haben, und dieser Character wird von gewissen östlichen Species zeitlebens beibehalten. Die Jungen vieler Arten von Würgern (Lanius), einiger Spechte und einer indischen Taube (Chalcophaps indicus) sind an der untern Körperfläche quer gestreift; und ähnlich sind gewisse verwandte Arten oder Gattungen im erwachsenen Zustande gezeichnet. Von einigen einander nahe verwandten und prachtvollen indischen Kuckucken (Chrysococcyx) weichen die Species, wenn sie geschlechtsreif sind, beträchtlich in der Farbe von einander ab, die Jungen derselben können aber nicht von einander unterschieden werden. Die Jungen einer indischen Gans (Sarkidiornis melanonotus) sind im Gefieder einer verwandten Gattung, Dendrocygna, im erwachsenen Zustande sehr ähnlich.[1] Aehnliche Thatsachen werden später in Bezug auf gewisse Reiher mitgetheilt werden. Junge Birkhühner (Tetrao tetrix) gleichen sowohl den alten Vögeln gewisser anderer Species, z. B. Tetrao scoticus, als deren Jungen. Endlich zeigen sich die natürlichen Verwandtschaften vieler Species am besten in dem Jugendgefieder, wie Mr. Blyth, welcher dem Gegenstande eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hat, richtig bemerkt hat, und da die wahren Verwandtschaften sämmtlicher organischer Wesen von ihrer Abstammung von einem gemeinsamen Urerzeuger abhängen, so bestätigt diese Bemerkung eindringlich die Annahme, dass das Gefieder der jugendlichen Formen uns annäherungsweise die frühere oder vorelterliche Beschaffenheit der Species zeigt.

Obgleich uns hiernach viele junge, zu verschiedenen Ordnungen gehörige Vögel einen Blick auf das Gefieder ihrer weit zurück liegenden frühen Urerzeuger werfen lassen, so gibt es doch auch viele andere Vögel, und zwar sowohl trübe als hell gefärbte, bei denen die Jungen ihren Eltern sehr ähnlich sind. Bei solchen Species können


  1. In Bezug auf Drosseln, Würger und Spechte s. Mr. Blyth in: Charlesworth's Magaz. of nat. Hist. Vol. I. 1837, p. 304; auch die Anmerkung zu seiner Uebersetzung von Cuvier's Règne animal, p. 159. Auch den Fall von der Loxia theile ich nach Mr. Blyth's Angaben mit. Ueber Drosseln s. auch Audubon, Ornitholog. Biography. Vol. II, p. 195. Ueber Chrysococcyx und Chalcophaps s. Blyth, citirt von Jerdon, Birds of India. Vol. III, p. 485. Ueber Sarkidiornis s. Blyth in The Ibis, 1867, p. 175.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/186&oldid=- (Version vom 23.4.2018)