langen Käfer mit einem sehr verlängerten Rostrum, „die um ein Weibchen kämpften, welches dicht dabei emsig mit Bohren beschäftigt war. Sie stiessen einander mit ihren Rüsseln, kratzten und schlugen sich offenbar in der grössten Wuth“. Das kleinere indessen „rannte bald davon und gab sich dadurch als besiegt zu erkennen“. In einigen wenigen Fällen sind die Männchen gut zum Kämpfen ausgerüstet, und zwar durch den Besitz grosser, gezähnter Mandibeln, welche viel grösser als die der Weibchen sind. Dies ist bei dem gemeinen Hirschkäfer (Lucanus cervus) der Fall, dessen Männchen ungefähr eine Woche früher als die Weibchen aus der Puppe ausschlüpfen, so dass häufig mehrere Männchen zu sehen sind, welche ein und dasselbe Weibchen verfolgen. Um diese Zeit ereignen sich heftige Kämpfe zwischen ihnen. Als Mr. A. H. Davis[1] zwei Männchen mit einem Weibchen in einer Schachtel einschloss, knipp das grössere Männchen das kleinere so lange und so heftig, bis dieses seine Ansprüche aufgab. Ein Freund erzählte mir, dass er als Knabe oft die Männchen zusammengebracht, um sie kämpfen zu sehen, und dabei bemerkt habe, dass sie viel kühner und wüthender gewesen seien als die Weibchen, wie es ja auch bei den höheren Thieren bekanntlich der Fall ist. Die Männchen ergriffen seinen Finger, wenn er vor sie gehalten wurde, aber nicht so die Weibchen, obgleich sie stärkere Kiefer haben. Bei vielen der Lucaniden, ebenso wie bei dem vorhin erwähnten Leptorhynchus sind die Männchen grössere und kräftigere Insecten als die Weibchen. Die beiden Geschlechter von Lethrus cephalotes (einer der Lamellicornier) bewohnen eine und dieselbe Höhle, und das Männchen hat grössere Mandibeln als das Weibchen. Wenn ein fremdes Männchen während der Brunstzeit in die Höhle einzudringen versucht, so wird es angegriffen. Das Weibchen bleibt dabei nicht passiv, sondern schliesst die Oeffnung der Höhle und feuert sein Männchen dadurch an, dass es dasselbe beständig von hinten hervortreibt. Die ganze Handlung hört nicht eher auf, als bis der Angreifer getödtet ist oder davonläuft.[2] Die beiden Geschlechter eines andern lamellicornen Käfers, des Ateuchus cicatricosus, leben paarweise und scheinen sehr an einander zu hängen. Das Männchen treibt das Weibchen dazu an, die Kothballen
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/405&oldid=- (Version vom 31.7.2018)