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Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/403

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zu urtheilen, dürften dieselben das Männchen darin unterstützen, sich am Weibchen festzuhalten. Obgleich die Männchen auch nicht eine Spur von Hörnern an der oberen Fläche ihres Körpers darbieten, so ist doch bei den Weibchen ein Rudiment eines einfachen Horns auf dem Kopf (Fig. 22 a) und einer Leiste (b) am Thorax deutlich sichtbar.

Fig. 22. Linke Figur: das Männchen von Onitis furcifer, von der rechten Seite gesehen; die rechte Figur: das Weibchen. — a Rudiment des Horns am Kopfe; b Spur des Horns oder der Leiste am Thorax.

Dass die unbedeutende Thoraxleiste beim Weibchen ein Rudiment eines dem Männchen eigenthümlichen Vorsprungs ist, welcher freilich bei dem Männchen dieser besonderen Species vollständig fehlt, ist klar. Denn das Weibchen von Bubas bison, einer Onitis sehr nahe verwandten Form, hat eine ähnliche geringe Leiste am Thorax und das Männchen hat an derselben Stelle einen grossen Vorsprung. So kann ferner darüber kein Zweifel sein, dass der kleine Höcker (a) am Kopfe des weiblichen Onitis furcifer, ebenso wie bei den Weibchen zweier oder dreier verwandter Species, ein rudimentärer Repräsentant des am Kopfe stehenden Horns ist, welches den Männchen so vieler lamellicorner Käfer, wie z. B. Phanaeus (Fig. 18), häufig zukommt.

In diesem Falle bewährte sich der alte Glaube, dass Rudimente nur erschaffen worden sind, um das Schema der Natur zu vervollständigen, in einem Grade nicht, dass der gewöhnliche Zustand der Dinge in dieser Familie vollständig durchbrochen wird. Vernünftigerweise können wir vermuthen, dass die Männchen ursprünglich Hörner trugen und sie in einem rudimentären Zustande auf die Weibchen überlieferten, wie bei so vielen andern Lamellicorniern. Warum die Männchen später die Hörner verloren haben, wissen wir nicht; dies kann aber durch das Princip der Compensation verursacht worden sein, in Folge der Entwickelung der grossen Hörner und Vorsprünge an der untern Fläche; und da diese auf die Männchen beschränkt sind, werden hiernach die Rudimente der obern Hörner bei den Weibchen nicht zum Verschwinden gebracht worden sein.


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/403&oldid=- (Version vom 31.7.2018)