verstorbene Dr. Daniell, welcher lange an der Westküste von Africa gelebt hatte, sagte mir, dass er an keine solche Beziehung glaube. Er war selbst ungewöhnlich blond und hatte dem Clima in einer wunderbaren Weise widerstanden. Als er zuerst als Knabe an der Küste ankam, sagte ein alter und erfahrener Negerhäuptling nach seiner äusseren Erscheinung voraus, dass dies der Fall sein würde. Dr. Nicholson von Antigua schrieb mir, nachdem er dem Gegenstand eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hatte, dass er nicht glaube, dass dunkelfarbige Europäer dem gelben Fieber mehr entgiengen als diejenigen, welche hell gefärbt wären. Mr. J. M. Harris läugnet gänzlich, dass Europäer mit dunklem Haar einem heissen Clima besser widerstehen als andere Menschen; im Gegentheil hat ihn die Erfahrung gelehrt, bei der Auswahl der Leute zum Dienste an der Küste von Africa die mit rothem Haar zu wählen.[1] Soweit daher diese wenigen Andeutungen reichen, scheint die Hypothese, welche mehrere Schriftsteller angenommen haben, dass die Farbe der schwarzen Rassen daher rühren könnte, dass immer dunklere und dunklere Individuen in grösserer Zahl überleben geblieben wären, während sie dem Fieber erzeugenden Clima ihrer Heimathländer ausgesetzt waren, der Begründung zu entbehren.
Dr. Sharpe bemerkt,[2] dass eine tropische Sonne, welche eine weisse Haut verbrennt und Blasen auf ihr erzeugt, eine schwarze Haut gar nicht schädige; dies ist, wie er hinzufügt, nicht eine Folge der
- ↑ Anthropological Review. Jan. 1866, p. XXI. Dr. Sharpe sagt auch in Bezug auf Indien (Man a Special Creation, 1873, p. 118), dass mehrere medicinische Beamten die Beobachtung gemacht haben, dass Europäer mit hellem Haar und blühendem Teint weniger von den Krankheiten tropischer Länder leiden, als Personen mit dunklem Haar und bleichem Teint; „so viel ich weiss, scheinen gute Gründe für diese Annahme vorzuliegen“. Andrerseits ist aber, wie auch Capt. Burton, Mr. Heddle in Sierra Leone einer direct entgegengesetzten Ansicht, und „von seinen Beamten sind mehr von dem Clima der westafricanischen Küste getödtet worden, als von denen irgend eines andern Mannes“. (W. Reade, African Sketch Book, Vol. 2, p. 522.)
- ↑ Man a Special Creation, 1873, p. 119.
des Anstellens werth. Im Fall ein positives Resultat erreicht wird, dürfte es auch von einigem praktischen Nutzen bei der Auswahl der Leute zu irgend einem speciellen Dienste sein. Theoretisch würde das Resultat von höchstem Interesse sein, da es eins der Mittel andeutete, durch welches eine Menschenrasse, welche seit einer unendlich langen Zeit ein ungesundes tropisches Clima bewohnt, dunkelgefärbt geworden sein dürfte, nämlich durch die bessere Erhaltung dunkelhaariger Individuen oder solcher mit dunklem Teint während einer langen Reihe von Generationen“.
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/269&oldid=- (Version vom 31.7.2018)