Was ruht, ist leicht zu halten;
was sich noch nicht zeigt, leicht zu planen;
was zart ist, leicht zu zerbrechen;
was kaum wahrnehmbar ist, leicht zu verbreiten.
Behandle, solang es noch nicht da ist!
Ordne, solang es noch nicht rebelliert!
Der (nur) vereint zu umfassende Baum
erwächst aus einem haarfeinen Spross.
Der neunstöckige Turm
entsteht aus einem Haufen Erde.
Der tausend Meilen Reise
beginnt unten am Fuß.
Wer handelt, verdirbt es.
Wer festhält, verliert es.
Aus diesem Grund [ist] der Weise ohne Tun, deshalb ohne Verderben;
ohne Festhalten, deshalb ohne Verlust.
Das Volk, es geht Angelegenheiten nach,
beständig nah am Vollenden, und doch verdirbt [es] sie.
So achtsam beenden, wie beginnen,
dann gibt es keine verdorbene Angelegenheit.
Aus diesem Grund wünscht der Weise, nicht zu wünschen;
schätzt nicht wert schwierig zu erhaltende Güter;
lernt, nicht zu lernen;
wendet sich zu Orten, die die Menge missachtet.
Dadurch fördert [er] aller Dinge Natur
und wagt doch nicht zu tun.
Lǎozǐ: Dàodéjīng. China ~400 v. Chr., Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Daodejing_(Wang_Bi)_%C3%9Cbersetzung_64&oldid=- (Version vom 14.9.2020)