Christina Warg: Schwedisches Koch- und Haushaltungs-Buch nebst einem Unterricht auf Seide, Wolle und Leinen zu färben zum Nutzen junger Frauenzimmer entworfen | |
|
Einige Arten zu färben.
Wollengarn blau zu färben.
Nimm Urin, zum besten von einem solchen, der starkes Getränke trinket, giesse ihn in eine Butte oder einen Topf, lege einen Deckel mit einem Tuch dazwischen auf, damit es recht dichte hält und laß ihn an einem warmen aber nicht heissen Ofen 3 oder 4 Tage stehen; hernach giesse das Klare ab, das Dicke giesse weg, und die Butte spüle recht rein, damit das Klare wieder in dieselbe kan gegossen werden. Darauf stosse Indigo ganz fein und mache es in einen dicht genäheten Beutel, der von dünnem Lein gemacht ist, und nähe ihn nachgehends ganz dichte zusammen, lege demselben in den klaren Urin und laß ihn damit 4 oder 5 Tage liegen; allein reibe ihn alle Tage einmahl. Darauf lege einen Wollenfaden darin, um die Farbe zu versuchen, ist der Faden nachdem er 12 Stunden darin gelegen hat grün, so ist die Farbe gut. Alsdenn tunke erstlich ein Stück nach dem andern ein und wringe es aus, hernach schüttle sie alle wieder ganz eben, lege sie wieder eben in die Butte nieder, und wenn es dann vom Morgen bis Mittag gelegen hat, so wringe es wieder aus und lege es auf selbige Art wieder darein, nachdem es gut ausgeschüttelt ist. Auf diese Weise liegt es 2 bis 3 Tage, bis alles so dunkel geworden, als man es haben will; allein beobachte, daß alle Morgen und Abend es ausgewrungen, aufgeschüttelt und wieder eben nieder gelegt wird; auch muß der Beutel jedesmal gerieben werden. Wenn es alsdenn so dunkel ist, als man es hat haben wollen, so wringe es aus der Farbe, und spüle es erst in Urin, welche man in die Butte zurück giesset, um es zu hellblau zu nutzen; die Wolle wasche nachgehends in heisser Seiflauge, spüle es hernach in heissem Wasser aus, und hänge es alsdenn zum trocknen auf. Die Proportion zu dieser Farbe ist: Zu 1 Pfund Wollengarn 1 Loth Indigo, wenn die Farbe dunkel werden soll; allein von dem Urin nimm so viel, daß es gut über dem Garn stehet, sonsten wird es fleckigt; auch muß die Butte gut dichte
Christina Warg: Schwedisches Koch- und Haushaltungs-Buch nebst einem Unterricht auf Seide, Wolle und Leinen zu färben zum Nutzen junger Frauenzimmer entworfen. A. F. Röse, Greifswald 1772, Seite 504. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cajsa_Warg_-_Schwedisches_Koch-_und_Haushaltungs-Buch.djvu/513&oldid=- (Version vom 31.7.2018)