Die Einwohner scheinen itzt keinen andern Versammlungsort zu haben, wo sie des Abends Zeitvertreib suchen, als in ihren Läden und Comptoirs. Da ich aber dergleichen nicht hatte, ging ich nach den Läden des berühmten Buchhändlers Rey und des Musikhändlers Hummel, und nach dem ich daselbst meinen Geldbeutel erleichtert und meinen Bedienten bepackt hatte, stieg ich in das erste Bett, das ich nach meiner Abreise von Hamburg zu sehen bekommen hatte.
Hier ist das wahre Land der Glockenspiele. Alle Viertelstunden klimpern sie von jeder Kirche ein Stück, aber, wegen des Zusammenflusses des Schalles, so undeutlich, daß ich sehr selten herausbringen konnte, was es seyn sollte.
Herr Renard, der engländische Agent, dem ich alle die Nachrichten zu verdanken habe, die ich während meines Aufenthalts in dieser Stadt einziehen konnte, erzeigte mir den Gefallen, mich nach dem Organisten an der Alten Kirche, Herrn Pothoff zu bringen. Dieser Mann hat sein Gesicht in den Blattern verlohren, als er ein Kind
Anmerkungen (H)
[227] vergrössern, und also bey einer richtigen Vergleichung der Zierde und der Gefahr einer Stadt, den schuldigen Entschluß faßten, keine Blitzleiter zu bauen! Würde es bey dieser Ueberlegung dem guten Herzen des Herrn Burney nicht leid thun, dieses Histörchen aus dem Munde eines sarkastischen Erzählers in sein Buch aufgenommen zu haben?
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/233&oldid=- (Version vom 22.12.2016)