Wer gerne Nachricht von Händels Lebensgeschichte seiner jüngern Jahre, eh’ er nach London kam, oder nach Italien reisete, haben will, der kann solche in Matthesons Schriften finden.[H 1] In der That hat die Tradition so viele Anekdoten über seine musikalischen Arbeiten in Hamburg aufbewahrt, daß manche musikalische Leute, die zu spät in die Welt gekommen sind, ihn zu hören, glauben, sie haben vergebens gelebt.
Eben in dieser Stadt wars auch, daß Händel seine Laufbahn als Komponist antrat, ob er gleich anfangs mit der Stelle eines zweyten Violinisten im Orchester vorlieb nehmen mußte.
Hier stellte er sich, als ob er nicht bis auf fünfe zählen konnte, wie er denn überhaupt, sagt Mattheson, von Natur zum dürren Scherze sehr geneigt war. Es war bey einer Gelegenheit, da es an einem Clavierspieler im Orchester fehlte, daß man ihn zum Erstenmale überredete, seinen Platz am Flügel einzunehmen; er zeite sich aber alsobald als ein Meister, ohne daß es jemand anders vermuthet hätte, als Mattheson, der ihn schon kannte, und wußte, war für ein Orgelspieler er wäre. Um dieser Zeit (1703) war Händel neunzehn, und Mattheson zwey und zwanzig Jahr alt.
Anmerkungen (H)
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/186&oldid=- (Version vom 28.11.2016)