Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze XV: Meliore und Biondetta – Biondettens hohes Lied | |
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Und die Augen strömen über
Der verlorenen Biondette.
Aufgeht, auf den Freund gelehnet?“
Spricht Meliore nun, und grüßte
Sie, nach der sein Herz sich sehnet.
„Auf dein Herz gleich einem Siegel
Goldne Rose, deinen Spiegel
Hat die Schlange bös verletzet.
Um den Apfelbaum sich schlingend,
Der die Mutter dir bedeckte,
Bös die Schlange mich erweckte!“
Aber traurend sitzt die Süße,
Läßt die Harfe leis erbeben,
Daß ihn schön das Leben grüße,
Wie die Töne sich ergießen,
Fühlt die Jungfrau in dem Herzen
Wunderbaren Zauber fließen
Und so süße, wilde Schmerzen.
Denket nicht mehr des Gesellen;
Wie der Schwan im Tode singet,
Glühend ihre Töne schwellen.
Tausend Töne, die sonst schliefen,
Und in allen Herzenstiefen
Hört sie laut das Echo sprechen.
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)