Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze XV: Meliore und Biondetta – Biondettens hohes Lied | |
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Einer Palme aufwärts dringend
Gleichet meines Leibes Länge,
O, wer sich hinan so schwänge!
Laß uns durch die Felder ziehen,
Ob uns sieht das Aug der Reben,
Ich will, wenn Granaten blühen,
Dich, der meiner Mutter Brüste
Saugte, Bruder, dich den Schönen,
Wenn ich dort dich brünstig küßte,
Ach, wer wollte mich verhöhnen!“
Springt sein Blut ihr neu entgegen;
Der Verband, der Hilfe bringet,
Kann die Raserei nicht legen.
Und von ihrem Nonnenbilde
Daß damit das Blut sich stillte,
Und es dienet ihrem Zwecke.
Als sie zu dem Bilde blicket,
Fühlet sie ein tief Erschrecken,
Und sie eilt, sich zu bedecken.
Von des Bildes Augen fließen,
Wunder Gottes! bittre Tränen,
In die Arme muß sies schließen,
Und dem Bilde gegenüber
Sitzt zur Harfe sie am Bette,
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_272.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)