Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze XV: Meliore und Biondetta – Biondettens hohes Lied | |
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Eine Seele triumphieret,
Deren Tod mich hoch ergötzte.
Herr, nach einem solchen Leben,
Laß mich mit so klaren Sinnen
Dir die Seele wiedergeben!
Denn in deinen Händen liegen
Wie die Kindlein in den Wiegen,
Still entschlummert, ohne Schmerzen.“
Also sang sie, und geschwinde
Eilt sie auf verschlungnen Wegen,
Nächtlich grüßend sich bewegen.
Rascher flügelt sie die Schritte
Ihres Hauses Tor entgegen,
Da begegnet ihrem Tritte
Ach, und weiter noch zwei Schritte
Liegt, vom Mantel leicht bedecket,
Der den bösen Mord erlitten,
Stumm ein Jüngling ausgestrecket!
Will er noch die Blicke heben;
Den der Tod schon fest umstricket,
Kann die Schönheit noch beleben.
Gleich dem frommen Samariter
Mühsam nun den toten Ritter,
Trägt ihn hin nach ihrem Bette.
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_263.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)