sich an; noch ist er nicht losgebrochen, aber man hört ihn rauschen. In allen offiziellen Kundgebungen, in allem Gassenlärm, in allen öffentlichen Vorkehrungen – immer nur das eine Ziel: „mort aux Prussiens“. All’ diese Truppen, regelmäßige und unregelmäßige, diese Munitionen, diese nach den Befestigungen drängenden Arbeiter mit ihren Werkzeugen und Karren, diese Waffentransporte: alles was man sieht und was man hört, das deutet in Formen und in Tönen, das blitzt und poltert, das funkelt und tost „mort aux Prussiens!“ – Oder mit anderen Worten – dann klingt es freilich wie ein Ruf der Liebe und durchglüht auch weiche Herzen – „pour la patrie!“ – aber es ist dennoch dasselbe.
Ich fragte Friedrich:
„Du bist doch preußischer Abstammung – wie berühren Dich diese von allen Seiten laut werdenden feindlichen Gesinnungen?“
„Dieselbe Frage hast Du schon im Jahre 1866 an mich gerichtet – und damals antwortete ich Dir – wie auch heute – daß ich unter diesen Hassesäußerungen nicht als Landesangehöriger, sondern als Mensch leide. Fasse ich die Gesinnungen der Leute hier vom nationalen Standpunkt auf, so kann ich ihnen nur recht geben; sie nennen es la haine sacrèe de l’ennemi – und diese Regung bildet einen wichtigen Bestandteil des kriegerischen Patriotismus. In diesem einen Gedanken gehen sie nun auf: ihr Land von dem feindlichen Einfall wieder zu befreien. Daß sie die Einfallenden durch ihre Kriegserklärung gerufen – das
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/275&oldid=- (Version vom 31.7.2018)