uns verpflichtet, zu dulden, daß eine fremde Macht, indem sie einen ihrer Prinzen auf den Thron Carls V. setzt, zu unserem Schaden das bestehende Gleichgewicht der Kräfte von Europa (O dieses Gleichgewicht – welcher kriegsdurstige Heuchler hat diese hohle Phrase erfunden?) störe und die Interessen, die Ehre Frankreichs in Gefahr bringe.“
Ich kenne ein Märchen von George Sand, genannt Gribouille. Dieser Gribouille hat die Eigenheit, wenn Regen droht, sich aus Furcht vor dem Naßwerden in den Fluß zu stürzen. Wenn ich höre, daß der Krieg angetragen wird, um drohenden Gefahren vorzubeugen, so muß ich immer an Gribouille denken. Wohl hätte ein ganzer Hohenzollernstamm sich auf Carls V. und noch auf verschiedene andere Throne setzen können, ohne Frankreichs Interessen und Frankreichs Ehre nur den tausendsten Teil von dem Schaden zuzufügen, der ihnen aus dem klugen „Das können wir nicht dulden“ erwachsen ist.“
„Dieser Fall,“ fuhr der Redner fort, „wir hegen die feste Zuversicht, wird nicht eintreten. Wir rechnen in dieser Beziehung auf die Weisheit des deutschen und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte es anders kommen – dann, meine Herren, werden wir wissen, stark durch Ihre Unterstützung und die der Nation, unsere Pflicht ohne Schwanken und ohne Schwäche zu thun. (Stürmisches Bravo.)
Von da ab beginnt die Kriegshetze in der Presse. Besonders ist es Girardin, welcher seine Landsleute nicht genug anfeuern kann, die unerhörte Kühnheit, welche in dieser Thronkandidatur liege, gehörig zu züchtigen. Es wäre gegen alle Würde Frankreichs, wenn es da nicht sein Veto einlegte … freilich,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/250&oldid=- (Version vom 31.7.2018)