und um diese niederzuhalten, wurden alle Polizei- und Censurmaßregeln verschärft – was nur um so größere Unzufriedenheit zur Folge hatte. Das einzige, so sagten gewisse Leute, was der Dynastie neuen Glanz und Bestand geben könnte, wäre ein glücklicher Feldzug … Dazu lag freilich keine nahe Aussicht vor, aber von Abrüstung sprechen, wäre ganz und gar gefehlt; dadurch würde ja der ganze Nimbus der Bonaparte zerstört, welcher ja auf dem Ruhmeserbe des großen Napoleon beruhte. Außerdem war uns auch auf unsere Anfragen aus Preußen und Österreich kein ermunternder Bescheid geworden. Man war da in die Ära der Vergrößerung der Wehrmacht (das Wort: „Armee“ begann aus der Mode zu kommen) getreten und da fiele das Wort Abrüstung als grober Mißton hinein. Im Gegenteil, um die Segnungen des Friedens zu erhalten, mußte man die „Wehrkraft“ nur recht steigern – den Franzosen war nicht zu trauen … den Russen auch nicht … den Italienern schon gar nicht; die fielen gleich über Triest und Trient her, wenn sich Gelegenheit dazu böte – kurz, nur schön fleißig das Landwehrsystem pflegen.
„Die Zeit ist nicht reif,“ sagte Friedrich, wenn wir solche Mitteilungen erhielten. „Und die Hoffnung, daß ich in Person das Reifen der Zeit beschleunigen könne oder gar die ersehnten Früchte daran sprießen sehe – die muß ich vernünftiger Weise wohl aufgeben … Was ich beitragen kann, ist gar winzig. Aber von der Stunde an, da ich dieses Winzige als meine Pflicht
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/244&oldid=- (Version vom 31.7.2018)