auf ihn heruntersausen werde – die Revanche de Sadowa.
Wir lehnten natürlich solche Tröstungen entschieden ab. Altes Unglück wird durch neues Unglück nicht verwischt, ebensowenig als altes Unrecht durch neues Unrecht getilgt werden kann. Wir versicherten, daß wir keinen anderen Wunsch hegten, als den nunmehrigen Frieden nicht mehr gebrochen zu sehen.
Dasselbe war – so behauptete er wenigstens – auch der Wunsch Napoleons III. Wir verkehrten so viel mit Personen, welche dem Kaiser ganz nahe standen, daß wir genügend Gelegentheit hatten, dessen politische Gesinnungen, wie er sie in vertraulichen Aussprüchen laut werden ließ, kennen zu lernen. Nicht nur, daß er den momentanen Frieden wünschte, er hegte den Plan, den Mächten allgemeine Abrüstung vorzuschlagen. Aber um dieses auszuführen, fühlte er sich augenblicklich nicht sicher genug im Innern des Landes. Eine große Unzufriedenheit kochte und gährte unter der Bevölkerung, und in der nächsten Nähe des Thrones gab es eine Partei, welche darzustellen bemüht war, daß dieser Thron nicht anders zu festigen wäre, als durch einen auswärtigen glücklichen Krieg: so eine kleine Triumphpromenade am Rhein, und der Glanz und Bestand der napoleonischen Dynastie wäre gesichert. „Il faut faire grand“ meinten diese Ratgeber. Daß der Krieg, welcher im vorigen Jahre über die Luxemburger Frage in Aussicht stand, vereitelt worden, war jenen sehr unlieb: die beiderseitigen Rüstungen waren schon so schön gediehen, und jetzt
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/234&oldid=- (Version vom 31.7.2018)