auch wie gewöhnlich – mit Berichten von Kriegsschauplatz gefüllt.
„Da ist eine interessante Korrespondenz eines Arztes, der den Rückzug unserer Truppen mitgemacht hat … soll ich laut lesen?“ fragte ich.
„Den Rückzug?“ rief Otto. „Das möchte ich lieber nicht hören. Ja, wenn es die Geschichte vom Rückzug des verfolgten Feindes wäre –“
„Es nimmt mich überhaupt Wunder“, bemerkte Friedrich, „daß jemand etwas von einer mitgemachten Flucht erzählt; das ist eine Kriegsepisode, über welche die Beteiligten zu schweigen pflegen.“
„Ein geordneter Rückzug ist noch keine Flucht“ fiel mein Vater ein. „Da hatten wir einmal im Jahre 49 – es war unter Radetzky[WS 1] –“
Ich kannte die Geschichte und verhinderte deren Abrollung, indem ich unterbrach:
„Dieser Bericht war an eine medizinische Wochenschrift eingesendet, daher nicht für militärische Kreise bestimmt. Hört zu.“
Und ohne weiter um Erlaubnis zu fragen, las ich die Stelle vor:
„– – Um vier Uhr fingen unsere Truppen zu retirieren an. Wir Ärzte waren noch vollauf beschäftigt mit dem Verbinden der Verwundeten – deren Zahl einige Hundert – welche noch der Abfertigung harrten. Plötzlich sprengte Kavallerie auf uns heran und stürmte neben und hinter uns über Hügel und Felder – gleichzeitig Artillerie- und Fuhrwesenwagen – gegen Königgrätz zu. Viele Kavalleristen stürzten und
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)