„Ach Martha, armer Schatz, bist Du endlich wach und bei Sinnen – Gott sei Dank! Ja, ja, steh auf – und ja, ja, nimm Dein Bad, das wird wohl thun … wenn man so von Straßen- und Eisenbahnstaub bedeckt ist, wie Du –“
„Eisenbahnstaub – was meinst Du denn?“
„Schnell, steh’ auf – Netti, richten Sie Alles vor. Friedrich vergeht schon vor Ungeduld, Dich zu sehen.“
„Friedrich, mein Friedrich!!!“
Wie oft hatte ich in den letzten Tagen diesen Namen so schmerzlich ausgerufen – aber jetzt war es ein Jubelruf – denn nunmehr hatte ich verstanden; es war kein Traum; ich war fortgewesen und heimgekehrt und sollte den Gatten wiedersehen!
Eine Viertelstunde später trat ich bei ihm ein. Allein. – Ich hatte mir ausgebeten, daß Niemand mit mir komme. Bei unserem Wiederfinden sollte kein Dritter anwesend sein.
„Friedrich!“ – „Martha!“ Ich war auf das Ruhebett hingestürzt, auf dem er lag und schluchzte an seiner Brust.
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Es war dies das zweite Mal im Leben, daß mir der geliebte Gatte aus den Gefahren des Krieges zurückgegeben ward.
„O, die Seligkeit, ihn wieder zu haben! Wie kam ich, gerade ich dazu, mitten aus der Schmerzensflut, in der so Viele untergegangen, an ein sicheres, glückliches Ufer gelangt zu sein? Wohl Denen, die in solcher
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)