Zu den hundert Verzweifelten, welche hier stöhnten und seufzten, waren nur noch ein paar Verzweifelnde und Seufzende mehr hinzugekommen: „Was nun, was nun?“
„Ich will das Haus des Pfarrers aufsuchen“, sagte Frau Simon, „oder sonst im Dorfe Beistand holen. Kommen Sie, Doktor, geleiten Sie mich mit Ihren Streichhölzern zum Ausgang zurück; und Sie, Frau Martha, bleiben indessen hier –“
Hier, allein – im Finstern, inmitten dieser wimmernden Leute, in dem erstickenden Geruch? Das war eine Lage! Mir schauderte bis in das Knochenmark. Aber ich widersprach nicht.
„Ja“, sagte ich – „ich bleibe an dieser Stelle und warte, bis Sie mit Licht zurückkommen.“
„Nein“, rief Bresser, indem er meinen Arm in den seinen schob, „kommen Sie mit – Sie dürfen in diesem Fegefeuer nicht zurückbleiben – unter den vielleicht fiebertollen Menschen.“
Ich war dem Freunde für dieses Vorgehen dankbar und klammerte mich fest an seinen Arm – das Zurückbleiben in diesen Räumen hätte mich vielleicht wahnsinnig gemacht vor Angst … Ach, ich war doch ein feiges, hilfloses Geschöpf, dem Unglück und den Schrecken nicht gewachsen, in welche ich mich da begeben hatte … Warum war ich nicht zu Hause geblieben? Dennoch, wenn ich Friedrich wiederfände[WS 1]? Wer weiß, ob er nicht in diesen dunklen Räumen lag, die wir eben verließen? Ich rief – während des Hinausgehens – öfter seinen Namen, aber das gehoffte
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: wieedrfände
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/090&oldid=- (Version vom 18.8.2016)