warteten den Angriff nicht ab, sondern sprengten dem Feind entgegen. Kein Schuß wurde gewechselt. Wenige Schritte von einander brachen beide Reihen in ein donnerndes Hurra aus (Schreien berauscht: das wissen die Indianer und Zulus noch besser als wir), und so stürzten wir aufeinander, Pferd an Pferd und Knie an Knie; die Säbel sausten in die Höhe und kamen auf die Köpfe nieder. Bald waren Alle zu dicht ineinander geraten, um die Waffen zu gebrauchen; da wurde Brust an Brust gerungen, wobei die scheu und wild gewordenen Pferde schnaufend stürzten, sich bäumten und um sich schlugen. Ich war auch einmal zu Boden und sah – das ist kein angenehmer Anblick – schlagende Pferdehufe eine Linie weit von meiner Schläfe entfernt.“
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„Wieder ein Marschtag mit ein oder zwei Gefechten. Ich habe einen großen Kummer erlebt. Es verfolgt mich ein so trauriges Bild … Unter den vielen Trauerbildern, die mich rings umgeben, sollte dies nicht auffallen, sollte mir nicht so weh thun. Aber ich kann nichts dafür: es geht mir nahe und ich kann es nicht loswerden … Puxl – unser armes, lebensfrohes, gutes Pintschel – ach, hätte ich ihn doch zu Hause gelassen, bei seinem kleinen Herrn, Rudolf: Er lief uns nach, wie gewöhnlich. Plötzlich stößt er ein jammervolles Geschrei aus … ein Granatsplitter hat ihm die Vorderbeinchen abgerissen … Er kann nicht nach – verlassen bleibt er zurück und „lebt noch“; vierundzwanzig und achtundvierzig Stunden
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/040&oldid=- (Version vom 31.7.2018)