letzteren Rüstungen ist es gezwungen, sich auf Angriff gefaßt zu machen.
So wird der zweistimmige Wechselgesang unausgesetzt fortgeführt:
Meine Rüstung ist die defensive,
Deine Rüstung ist die offensive,
Ich muß rüsten, weil du rüstest,
Weil du rüstest, rüste ich,
Also rüsten wir,
Rüsten wir nur immer zu.
Die Zeitungen geben die Orchesterbegleitung zu diesem Duo ab. Die Leitartikler schwelgen in sogenannter Konjekturalpolitik. Es wird geschürt, gehetzt, geprahlt, verleumdet. Geschichtswerke über den siebenjährigen Krieg werden veröffentlicht, mit der ausgesprochenen Tendenz, die einstige Feindschaft aufzufrischen.
Indessen, der Notenwechsel dauert fort. Unterm 7. April leugnet Österreich nochmals offiziell seine Rüstungen, spielt aber auf eine mündliche Äußerung an, welche Bismarck gegen Károlyi gemacht hätte, „daß man sich über den Gasteiner Vertrag leicht hinwegsetzen werde.“ – Also davon sollen die Völkerschicksale abhängen, was zwei Herren Diplomaten in mehr oder minder guter Laune über Verträge sprechen? Und was sind das überhaupt für Verträge, deren Einhalten von dem guten Willen der Kontrahenten abhängig bleibt und durch keine höhere schiedsrichterliche Gewalt gesichert wird?
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/304&oldid=- (Version vom 31.7.2018)