am wenigsten – aber der prächtige Kriegsrat hat deutlich gezeigt, wer den ersten Rang einnimmt und wer den Anderen Bedingungen vorschreiben darf; die Nachkommen der kleinen brandenburger Kurfürsten oder diejenigen der langen römisch-deutschen Kaiser-Reihe! Ich halte den Frieden für gesichert. Sollten aber die anderen dennoch fortfahren, sich unverschämt und arrogant zu geberden und dadurch einen Krieg unvermeidlich machen, so ist uns der Sieg verbürgt und mit demselben ganz unberechenbare Gewinne … Es wäre zu wünschen, daß es losginge –“
„Nun ja, das wünschest Du auch, Vater – und mit Dir wahrscheinlich der ganze Kriegsrat! So ist’s mir lieber, wenn das aufrichtig gesagt wird … Nur nicht diese Falschheit, dem Volke und den Friedliebenden zu versichern, daß all die Waffenanschaffungen und Heerverstärkungen und Militärkreditforderungen nur um des lieben Friedens willen geschehen. Wenn ihr schon die Zähne zeigt und die Fäuste ballt, so flüstert keine sanften Worte dazu – wenn ihr schon vor Ungeduld zittert, das Schwert zu schwingen, so macht doch nicht, als legtet ihr aus bloßer Vorsicht die Hand an den Knauf“ …
So redete ich eine Weile mit bebender Stimme und steigendem Affekte fort – ohne daß mein verblüffter Vater ein Wort erwiderte – und brach schließlich in Thränen aus.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/301&oldid=- (Version vom 31.7.2018)