sechsunddreißig Millionen Österreichern – selbst wenn sie unter ihnen verteilt würde, was nicht geschieht – diese unbedeutende Summe nützen? Würde sie die Hunderttausende ersetzen, die zum Beispiel ich bei Schmitt & Söhne durch den Krieg verloren? Oder gar die Verluste derjenigen, die ihre gefallenen Lieben beweinen? … Was mich freut, ist ein am 14. August zu Gastein unterzeichneter Vertrag. – „Vertrag“, das Wort klingt so friedensverheißend. Erst später habe ich die Erfahrung gemacht, daß die internationalen Verträge sehr oft dazu da sind, um durch gelegentliche Verletzungen dasjenige herbeizuschaffen, was man einen „casus belli“ nennt. Da braucht denn nur einer den anderen des „Vertragsbruches“ anzuklagen und sofort springen – mit allem Anschein der Verteidigung verbriefter Rechte – die Schwerter aus der Scheide.
Mir jedoch gewährte der Gasteiner Vertrag Beruhigung. Der Streit schien beigelegt, General Gablenz – der schöne Gablenz, für welchen wir Frauen alle leise schwärmten – ward Statthalter in Holstein; – Manteuffel in Schleswig. Auf meine im Jahre 1460 erhaltene Lieblingszusicherung, daß die Lande ewig zusammen bleiben, „ungeteilt“, mußte ich jetzt doch endgültig verzichten. Und was meinen Augustenburger betraf, für dessen Rechte ich mich so mühsam erwärmt hatte, so geschah, daß der Prinz einmal ins Land kam und sich von seinen Getreuen anjubeln ließ, worauf ihm Manteuffel bedeutete, daß, wenn er noch einmal sich unterstände, ohne Erlaubnis in die Gegend zu kommen, er ihn unweigerlich verhaften lassen müßte.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/285&oldid=- (Version vom 31.7.2018)