wird die Plackerei in Marienbad wieder anheben. Ich wäre für mein Leben gern nach Grumitz gegangen, oder zu Dir – und muß statt dessen die mühsame und undankbare Chaperon-Rolle bei den vergnügungssüchtigen Mädchen weiterspielen.
Ich freue mich sehr, zu hören, daß Du wieder ganz gesund bist. Jetzt, da die Gefahr vorüber, kann ich Dir sagen, daß wir sehr besorgt waren – Dein Mann schrieb uns eine Zeit lang so verzweifelte Briefe: jeden Augenblick fürchtete er, Dich sterben zu sehen. Nun das war Dir, Gott sei Dank, nicht bestimmt. Die Novene, welche ich für Deine Genesung bei den Ursulinerinnen abgehalten, hat vielleicht auch zu Deiner Rettung beigetragen. Der liebe Gott wird Dich für Deinen Rudi erhalten. Grüße mir den lieben Kleinen, und er soll nur immer recht brav lernen. Ich schicke ihm gleichzeitig ein paar Bücher: „Das fromme Kind und sein Schutzengel“ – eine wunderschöne Geschichte – und „Vaterländische Helden“ – eine Sammlung von Kriegsbildern für Knaben. Man kann den Kleinen nicht früh genug Sinn für derlei beibringen. Dein Bruder Otto z. B. war noch nicht fünf Jahre alt, als ich ihm schon vom großen Alexander, von Cäsar und anderen berühmten Eroberern erzählte – und wie ist er jetzt für alles Heroische begeistert – es ist ein Vergnügen!
Ich habe vernommen, daß Du den Sommer in der Nähe von Wien bleiben willst, statt nach
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/279&oldid=- (Version vom 31.7.2018)