kriegerischen Ereignisse und die durch letztere durchaus nicht zum Abschluß gebrachte schleswig-holsteinsche Frage boten ein ergiebiges Feld hierzu. Friedrich und ich lebten von den anderen eigentlich so ziemlich abgeschieden – nur zu den Mahlzeiten trafen wir mit ihnen zusammen – und auch das nicht immer. Man ließ uns gewähren. Es galt als ausgemacht, daß wir in einer zweiten Auflage des Honigmondes uns befanden und uns Einsamkeit gebühre. Und wir waren auch am liebsten allein. Nicht etwa, um, wie die anderen vermutlich glaubten, in Honigmondesart zu schäkern und zu kosen – dazu waren wir doch nicht „neuvermählt“ genug; aber weil wir im gegenseitigen Umgang die meiste Befriedigung fanden. Nach den kürzlich durchgemachten schweren Sorgen konnten wir die naive Munterkeit der Jugendpartei nicht teilen und noch weniger sympathisierten wir mit den Interessen und Unterhaltungen der Würdenspersonen, und so zogen wir es vor – unter dem uns stillschweigend zuerkannten Privilegium eines verliebten Paares – uns ein gutes Stück Abgeschiedenheit zu wahren. Wir unternahmen zusammen lange Spaziergänge, mitunter Ausflüge in die Umgebung, wobei wir den ganzen Tag abwesend blieben; viele Stunden verbrachten wir zu zweien im Bibliothekzimmer, und abends, wenn die verschiedenen Spielkarten in Angriff genommen wurden, zogen wir uns in unsere Gemächer zurück, wo wir bei Thee und Cigarre unsere vertraulichen Plaudereien wieder aufnahmen. Wir fanden immer unendlich viel uns zu sagen. Am liebsten erzählten wir einander von den
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/246&oldid=- (Version vom 31.7.2018)