„Wie weißt Du das, Papa? Ich bin überzeugt, die Deinen haben für Dich ebenso gezittert, wie ich für Friedrich zittere. Nicht wahr, Tante?“
„Wir waren gottvertrauender als Du,“ antwortete diese; „wir wußten, daß, wenn die gütige Vorsehung es so lenken wollte, daß – ob wir nun Nachrichten erhielten oder keine – Dein Vater zu uns zurückkehren würde.“
„Und wäre ich nicht zurückgekehrt, alle Kuckuck, so waret ihr auch vaterlandsliebend genug, um einzusehen, daß eine so geringe Sache, wie eines einzelnen Soldaten Leben in der großen Sache, für die er es gelassen hat, gänzlich verschwindet. Du, meine Tochter, bist lange nicht patriotisch genug gesinnt. Aber ich will jetzt mit Dir nicht zanken … Die Hauptsache ist, daß Du wieder gesund wirst, und Dich für Deinen Rudi erhältst, um einen tüchtigen Mann und Vaterlandsverteidiger aus ihm heranzubilden.
Ich genas nicht so schnell, als man anfangs gehofft. Die fortdauernde Nachrichtslosigkeit versetzte mich in solche bange Aufregung, daß ich aus dem fieberhaften Zustand eigentlich gar nicht herauskam. Die Nächte waren mit schauerlichen Phantasien gefüllt und die Tage vergingen in harrender Sehnsucht oder trübem Hinbrüten; dabei war es schwer, wieder zu Kräften zu gelangen.
Einmal, nach einer Nacht, da ich besonders
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/238&oldid=- (Version vom 31.7.2018)