Arme jetzt doch zittern … Der Junge selber ist ganz begeistert und kampfesfroh. Ich sah es seiner stolzen, leuchtenden Miene und er hat es mir auch bestätigt. Am selben Abend waren wir zusammen im Lager und ich ließ ihn in mein Zelt rufen. „Das ist ja herrlich,“ rief er entzückt, „daß wir für dieselbe Sache kämpfen, Vetter – und nebeneinander! Hab’ ich nicht Glück, daß gleich im ersten Jahre meiner Lieutnantsschaft Krieg ausgebrochen? Ich werde mir ein Verdienstkreuz holen.“ – „Und die Tante – wie hat sie Dein Ausrücken aufgenommen?“ – „Wie das nun schon ’mal der Mütter Brauch: mit Thränen – die sie übrigens zu verbergen suchte, um meine Lust nicht zu dämpfen – mit Segenswünschen, mit Kummer und mit Stolz.“ – „Und wie war’s Dir selber zu Mute, als Du zum erstenmale ins Gemenge kamst?“ – „O wonnig erhebend!“ – „Du brauchst nicht zu lügen, mein Junge. Nicht der Stabsoffizier fragt nach Deinen pflichtschuldigen Lieutenantsgefühlen, sondern der Mensch und Freund.“ – „Ich kann nur wiederholen: wonnig und erhebend. Schauerlich – ja … aber: so großartig! Und das Bewußtsein, daß ich die höchste Mannespflicht erfülle mit Gott für König und Vaterland! Und dann: daß ich den Tod, dieses sonst so gefürchtete und gemiedene Gespenst, hier so nahe um mich herum walten sehen, – seine Sense auch über mir erhoben – das versetzt mich in eine eigene, über die Gewöhnlichkeit so erhabene, epische Stimmung … Die Muse der Geschichte fühle ich uns zu Häupten
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/233&oldid=- (Version vom 31.7.2018)