mit der Nachricht, daß ich mich vollkommen glücklich fühle, und anstatt Euch dessen zu freuen, sucht Ihr allerlei Vergällungsgründe hervor – und was für welche: Militarismus, Jehovah, soziale Leiter!“
Nach einem halben Stündchen war es mir doch gelungen, die alten Leute einigermaßen umzustimmen. Ich hatte mir – nach der Tags zuvor gehaltenen Rede zu schließen – den Widerstand meines Vaters viel heftiger gedacht. Vermutlich würde er auch, falls meinerseits bloße Absicht und Neigung vorgelegen hätte, energisch versucht haben, Absicht und Neigung zu ersticken; aber dem „fait accompli“ gegenüber sah er wohl ein, daß Widerstand nichts mehr nützen konnte. Oder war es doch der Einfluß des überströmenden Glücksgefühls, welches in meinen Augen leuchten und in meiner Stimme leben mochte, das seinen Verdruß verscheuchte, und woran er unwillkürlich freudigen Anteil nehmen mußte? – kurz, als ich zum Gehen aufstand und ihm adieu sagte, drückte er einen herzhaften Kuß auf meine Wange und versprach, noch am selben Abend zu mir zu kommen, um daselbst seinen künftigen Schwiegersohn als solchen zu begrüßen.
Wie noch weiter jener Tag und der darauf folgende Abend verlief – schade, daß die roten Hefte es nicht verzeichnet haben. Die Einzelheiten sind nach so langer Zeit meinem Gedächtnis entschwunden – ich weiß nur noch, daß es herrliche Stunden waren.
Zum Thee hatte ich den ganzen Familienkreis um mich versammelt und ich stellte den Meinen Friedrich von Tilling als meinen Verlobten vor.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/170&oldid=- (Version vom 31.7.2018)