darum aber nur desto milder, und Sonnenschein trug ich ohnehin im Herzen. Es hatte in der Nacht geregnet; die Blätter prangten in frischem Grün und aus dem Boden drang feuchter Erdgeruch herauf.
Ich war kaum hundert Schritte die Allee hinabgeritten, als ich hinter mir den Hufschlag eines in scharfem Trabe heransprengenden Pferdes vernahm.
„Ah, grüß Gott, Martha – das freut mich, Dich hier zu treffen.“
Es war Konrad, der Unvermeidliche. Mich freute diese Begegnung gar nicht. Nun freilich, der Prater war nicht mein Privatpark und an so schönen Frühlingsmorgen ist die Reit-Allee stets gefüllt: wie konnte ich nur so ungeschickt sein, hier auf ein ungestörtes Stelldichein zu rechnen? Althaus hatte sein Pferd die Gangart des meinen annehmen lassen und schickte sich offenbar an, der treue Begleiter meines Spazierrittes zu sein. Jetzt erblickte ich von weitem Friedrich von Tilling, der in unserer Richtung die Allee herabgaloppierte.
„Vetter – nicht wahr, ich bin Dir eine gute Verbündete? Du weißt, daß ich mir Mühe gebe, Lilli für Dich zu stimmen?“
„Ja, edelste der Cousinen.“
„Erst gestern abends habe ich ihr wieder Deine guten Eigenschaften gepriesen … denn Du bist wirklich ein prächtiger Junge: gefällig, rücksichtsvoll –“
„Was willst Du nur von mir?“
„Daß Du Deinem Tiere einen Gertenhieb giebst und weiter trabst …“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)