„Nein, nichts.“
„Doch, Papa … erinnere Dich nur: schon vor vier Jahren, als es eben erschienen war, hat uns unser Buchhändler das Buch geschickt und Du sagtest noch damals, es werde bald von aller Welt vergessen sein.“
„Was mich betrifft, so habe ich’s auch vergessen.“
„Alle Welt hingegen wird dadurch ziemlich in Aufregung versetzt,“ sagte der Doktor. „Es wird aller Orten für und gegen die neue Abstammungslehre gestritten.“
„Ach, Sie meinen wohl die Affentheorie?“ fragte der General zu meiner Rechten. „Davon war gestern im Kasino die Rede. Die Herren Gelehrten kommen oft auf sonderbare Einfälle – der Mensch soll ursprünglich ein Orang-Utang gewesen sein!“
„Allerdings,“ nickte der Minister – (wenn Minister*** „allerdings“ sagte, so war das ein Zeichen, daß er sich zu einer längeren Rede den Anlauf nahm), „die Sache klingt etwas komisch; doch kann dieselbe nicht als Scherz aufgefaßt werden. Es ist eine nicht ohne Talent und mit dem Apparat fleißig gesammelter Thatsachen aufgestellte wissenschaftliche Theorie, welche allerdings von den Männern vom Fach schon genügend widerlegt worden, welche aber, wie alle abenteuerlichen Ideen – so abgeschmackt dieselben auch seien – einen gewissen Effekt hervorgebracht hat und ihre Verteidiger findet. Über Darwin zu disputieren, ist Mode geworden. Es wird nicht lange dauern, so kann man das Wort „Darwinismus“ erfinden – allerdings wird dann die so benannte Theorie selber schon aufgehört haben, ernst
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)