schon recht so. Gern hätte ich in meinen Salon einige Persönlichkeiten aus der Litteraten- und Gelehrtenwelt zugezogen, allein dies war in der Mitte, in der ich mich bewegte, nicht recht thunlich. Bürgerliche Elemente werden der österreichischen sogenannten „Societät“ nicht beigemischt. Namentlich damals; seither hat sich dieser ausschließliche Geist etwas geändert und es ist Mode geworden, einzelnen Vertretern der Kunst und Wissenschaft seine Salons zu öffnen. Zu der Zeit, von der ich spreche, war dies jedoch nicht der Fall; was nicht hoffähig war – das heißt was nicht sechzehn Ahnen aufzuweisen hatte – war von vornherein ausgeschlossen. Unsere gewohnte Gesellschaft wäre ganz unangenehm überrascht gewesen, bei mir unadelige Leute anzutreffen, und hätte nicht den rechten Ton gefunden, mit solchen zu verkehren. Und diese selber hätten meinen mit „Komtesseln“ und Sportsmen, mit alten Generälen und allen Stiftsdamen gefüllten Salon schon gar unerträglich langweilig gefunden. Welchen Anteil konnten Männer von Geist und Wissen, Schriftsteller und Künstler, an den ewig gleichen Erörterungen nehmen: bei wem gestern getanzt worden und bei wem morgen getanzt wird – ob bei Schwarzenberg bei Pallavicini oder bei Hof – welche Passionen Baronin Pacher einflößt, welche Partie Komteß Palffy ausgeschlagen, wieviel Herrschaften Fürst Croy besitzt, was die junge Almasy für eine „Geborene“ sei, ob eine Festetics oder eine Wenkheim, und ob die Wenkheim, deren Mutter eine Khevenhüller gewesen u. s. w. u. s. w. Das war nämlich so der Stoff der meisten um mich herum geführten
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)