wie eine als Preis für eine echte Perle erhaltene Blechmünze. Die Perle Leben – ist die wohl ehrlich bezahlt, mit den Blechphrasen der geschichtlichen Nachrufe? …
Bald hatte ich den Vorrat der in unserer Bücherei vorhandenen historischen Werke erschöpft. Ich bat unseren Buchhändler, er möge mir ein neues Geschichtswerk zur Ansicht schicken. Er schickte Thomas Buckles „History of Civilization“. „Das Werk ist nicht vollendet,“ schrieb der Buchhändler, „aber die beifolgenden zwei, als Einleitung dienenden Bände bilden an und für sich ein abgeschlossenes Ganzes und ihr Erscheinen hat sowohl in England, als in der übrigen gebildeten Welt großes Aufsehen erregt; der Verfasser, so sagt man, habe damit den Grundstein zu einer neuen Auffassung der Geschichte gelegt.“
In der That ja: – ganz neu. Mir war, nachdem ich diese zwei Bände gelesen und wieder gelesen, wie Jemand zu Mute, der zeitlebens in einem engen Thalkessel gewohnt und zum erstenmale auf eine der umgebenden Bergspitzen hinaufgeführt worden, von wo ein ausgestrecktes Stück Land zu sehen ist, mit Bauten und Gärten bedeckt, von endlosem Meere begrenzt. Ich will nicht behaupten, daß ich – die Zwanzigjährige, welcher die bekannte oberflächlich höhere Töchtererziehung zu teil geworden – das Buch in seiner ganzen Tragweite verstand, oder – um obiges Bild beizubehalten – daß ich die Erhabenheit der Monumentalbauten und die Größe des Ozeans erfaßte, die vor meinen überraschten Blicken lagen; aber
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/075&oldid=- (Version vom 31.7.2018)