kaum waren die verschiedenen Vorräte verpackt und fortgeschickt, da türmten sich wieder neue auf.
Ich trat ein; es drängte mich, die Summe, die ich in meiner Geldbörse trug, dem Komitee zu überreichen. Vielleicht konnte dieselbe einem leidenden Soldaten Hilfe und Rettung bringen – und dessen Mutter vor Wahnsinn bewahren.
Ich kannte den Präsidenten. „Ist Fürst C. anwesend?“ fragte ich den Portier.
„Im Augenblick nicht. Nur der Vizepräsident Baron S. ist oben.“ Er zeigte mir den Weg nach dem Lokale, wo die Geldspenden abgegeben wurden. Ich mußte durch mehrere Säle gehen, wo auf langen Tischen die Pakete an einander gereiht lagen. Stöße von Wäschestücken, Cigarren, Tabak – und namentlich Berge von Charpie … Mir schauderte. Wie viel Wunden mußten da bluten, um mit so viel gezupfter Leinwand bedeckt zu werden? „Und da wollte mein Vater,“ dachte ich wieder, „daß zum Wohle des Landes der Krieg noch dreißig Jahre dauere? Wie viel Söhne des Landes müßten da noch ihren Wunden erliegen?“
Baron S. nahm meine Gabe dankend in Empfang und erteilte mir auf meine verschiedenen Fragen über die Wirksamkeit des Vereins bereitwilligst Auskunft. Es war erfreulich und tröstlich zu hören, wie viel des Guten da geschah. Soeben kam der Postbote mit eingelaufenen Briefen herein und meldete, daß zwei Schubkarren voll Sendungen aus den Provinzen abzugeben seien. Ich setze mich auf ein im Hintergrund des
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/052&oldid=- (Version vom 31.7.2018)