es mir wie ein schriller Mißton daraus nach. Ich nahm das Blatt wieder zur Hand und betrachtete zum zweitenmal die Namenreihe. Also weil Adolf Schmidt und Karl Müller und viele andere – aber nicht Arno Dotzky – geblieben waren, hatte ich Gott gedankt? Derselbe Dank wäre dann berechtigterweise von dem Herzen derer zum Himmel aufgestiegen, welche für Schmidt und Müller zittern, wenn sie statt dieser Namen „Dotzky“ gelesen hätten? Und warum sollte gerade mein Dank dem Himmel genehmer sein als jener? Ja – das war der schrille Mißton meines Stoßgebetes gewesen: die Anmaßung und die Selbstsucht, die darin lag, zu glauben, Dotzky sei mir zu lieb verschont geblieben, und Gott zu danken, daß nicht ich, sondern nur Schmidts Mutter und Müllers Braut und fünfzig andere über dieser Liste weinend zusammenbrechen …
Am selben Tag erhielt ich wieder von Arno einen Brief:
„Gestern gab’s einen tüchtigen Kampf. Leider – leider eine Niederlage. Aber tröste Dich, meine geliebte Martha, die nächste Schlacht bringt uns den Sieg. Es war dies meine erste große Affaire. Ich stand mitten in dichtem Kugelregen – ein eigenes Gefühl … das erzähle ich mündlich – es ist doch furchtbar: die armen Kerle, die da um einen herum fallen und die man liegen lassen muß, trotz ihres kläglichen Wimmerns. – „c’est la guerre!“ Auf baldiges Wiedersehen, mein Herz. Wenn wir einmal in Turin die Friedensbedingungen
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/047&oldid=- (Version vom 31.7.2018)