vielleicht … Mit einem laut ausgestoßenen Schrei dachte ich diesen Gedanken aus.
Meine Jungfer, Betti, kam erschrocken hereingerannt. Sie hatte mich schreien gehört.
„Um Gottes willen, Frau Gräfin, was ist geschehen?“ fragte sie zitternd.
Ich blickte das Mädchen an: auch sie hatte rotgeweinte Augen. Ich erriet – sie wußte schon die Nachricht, und ihr Geliebter war Soldat. Mir war’s, als müßte ich die Unglücksschwester an mein Herz drücken.
„Es ist nichts, mein Kind,“ sagte ich weich … „Die fortziehen, kommen ja wieder zurück –“
„Ach, gräfliche Gnaden, nicht alle,“ antwortete sie, von neuem in Thränen ausbrechend.
Jetzt trat meine Tante bei mir ein und Betti entfernte sich.
„Ich bin gekommen, Dir Trost zu sprechen, Martha,“ sagte die alte Frau, mich umarmend, „und Dir in dieser Prüfung Ergebung zu predigen.“
„Also weißt Du?“ –
„Die ganze Stadt weiß es … Es herrscht großer Jubel, dieser Krieg ist sehr populär.“
„Jubel, Tante Marie?“
„Nun ja, bei solchen, die kein geliebtes Familienglied mitziehen sehen. Daß Du traurig sein wirst, konnte ich mir denken, und darum bin ich hierher geeilt. Dein Papa wird auch gleich kommen; aber nicht um zu trösten, sondern zu gratulieren: er ist ganz außer sich vor Freude, daß es losgeht, und betrachtet
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/033&oldid=- (Version vom 31.7.2018)