zu weinen an. Es war kein Schmerzensausbruch, denn noch war ja das Unglück nicht entschieden – aber die Nachricht hatte mich so erschüttert, daß meine Nerven zitterten und diesen Thränensturz verursachten.
„Martha, Martha, Du wirst mich böse machen,“ schalt Arno. „Bist Du denn mein braves Soldatenweiblein? Vergissest Du, daß Du Generalstochter, Oberstlieutenantsfrau und“ – schloß er lächelnd – „Korporalsmutter bist?“
„Nein, nein, mein Arno … Ich begreife mich selber nicht … Das war nur so ein Anfall … ich bin ja doch selber für militärischen Ruhm begeistert … aber ich weiß nicht – vorhin, als Du sagtest, alles hänge von einem Worte ab, das jetzt gesprochen werden soll – ein Ja oder Nein auf das sogenannte Ultimatum – und dieses Ja oder Nein solle entscheiden, ob Tausende bluten und sterben sollen – sterben in diesen sonnigen, seligen Frühlingstagen – da war mir, als müßte das Friedenswort fallen und ich konnte nicht anders als betend niederknieen –“
„Um dem lieben Gott die Sachlage mitzuteilen, Du Herzensnärrchen?“
Die Hausglocke ertönte. Schnell trocknete ich meine Thränen. Wer konnte das sein – so früh?
Es war mein Vater. Derselbe kam hastig hereingestürzt.
„Nun Kinder,“ rief er atemlos, indem er sich in einen Lehnsessel warf. „Wißt Ihr schon die große Nachricht – das Ultimatum …“
„Soeben habe ich’s meiner Frau erzählt.“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/028&oldid=- (Version vom 31.7.2018)