Hausthür aufschloß, kam ihm Mamsell Riekchen aus ihrer Stubenthür mit einem brennenden Licht entgegen; sie hatte so lang’ in Schiller’s Räubern gelesen: „Mein Gott, Herr Basch, wo kommen Sie her? Ich denk’, Sie liegen über mir in Ihrem Bett; sonst hätt’ ich die grauliche Geschichte nicht so spät gelesen!“ Plötzlich hüpfte sie auf und nahm ihm ein weißes Blättchen von einem Grabkranz aus den Haaren. „Das ist ja von dem Kirchhof!“ schrie sie. „Was machen Sie auf dem Kirchhof?“
Der Alte nickte: „Ja, ja, Mamsellchen!“ und ein wunderliches Glänzen brach aus seinen Augen: „mein selig’ Mutter war heut’ auch bei uns; in ihrer kalmankenen Nachtjacke; aber sie hatte Erde auf ihren weißen Haaren; nur mein Fritz – – die Reise war auch wohl zu weit;“ setzte er leis und wie entschuldigend hinzu.
„Herr Basch,“ rief Mamsell Riekchen und wehte abwehrend mit ihrem Schnupftuch gegen ihn, „Sie machen einem bange! Kommen Sie; ich leuchte Ihnen nach Ihrer Kammer; ich koche
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)