nichts von ihm; die Todte aber war die letzte gewesen, die aus ihren Träumen noch nach ihm gefragt hatte.
Der alte Mann war Daniel Basch, der seine Schwester Salome begrub; den kleinen Kranz hatte seine Mietherin, das gute Riekchen, gebunden. „Das ist unser Altjungfernrecht,“ hatte sie gesagt, „ohne Kranz nicht zu Tanz!“
Der Zug ging Schritt für Schritt die Straße hinab nach dem zweiten Kirchhof am Nordwestende der Stadt, wo Daniel’s Familiengrabstätte lag. Als er dort an die offene Grube trat, sah er in derselben die Seitenbretter eines morschen Sarges aus der Erde ragen; seine Hand zuckte, als ob er Etwas fassen müsse; er kannte den Sarg, es war ihm fast, als wie ein schrecklich Wiederfinden. Dann wurde der frische Sarg hinabgelassen und die hinabgeschaufelte Erde dröhnte auf dem Deckel; Daniel nickte noch einmal in die Grube, und, während der alte Propst das „Vaterunser“ sprach, murmelte er leis für sich: „dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden!“
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/061&oldid=- (Version vom 31.7.2018)