gleichzeitig mit Seiffert in Karlsruhe und Charlottenburg Maschinenbaukunde studiert, war dann als Ingenieur ins Ausland nach Marokko gegangen und seit etwa drei Jahren plötzlich spurlos verschwunden. Die Briefe, die der Chemiker dem Freunde geschrieben hatte, waren mit dem Vermerk „Unbekannt, wohin verzogen“ zurückgekommen, und nachher blieben dann auch die Nachforschungen des deutschen Konsulats in Marokko ganz ergebnislos.
Dies alles sollte nun eine merkwürdige Aufklärung finden. Kräwel erzählte in seiner trotz all der überstandenen Leiden recht burschikosen Weise folgendes:
„Ich bin leider stets ein recht leichtsinniges Huhn gewesen. Das weißt Du ja, alter Freund und Zechgenosse. Eines Abends verspielte ich in einem Klub in Marokko mein Hab und Gut bis auf das letzte Hemd sozusagen. Da ich am nächsten Tage eine neue Stellung bei einer anderen Firma in Tunis antreten oder genauer dahin abreisen sollte, da mir ferner das Reisegeld fehlte und mein Kredit überall längst erschöpft war, unterschrieb ich noch in derselben Unglücksnacht angeheitert wie ich war in einer Kneipe einen Wisch, der angeblich nur die Verpflichtung enthielt, bis Tunis Schiffsingenieur auf einem Küstendampfer zu spielen, wofür ich freie Überfahrt haben sollte. Der Mann, der mir dieses Angebot gemacht hatte, war jedoch ein Werber für die Fremdenlegion in Algier. Der Dampfer, ein französisches Schiff, hatte mich kaum an Bord, als ich auch schon merkte, was die Glocke geschlagen hatte. Doch – da war’s eben zu spät. Alle Proteste halfen nichts. Ich wurde in die Legion in Algier eingereiht, spielte dort aus Schlauheit dann den in sein Schicksal völlig Ergebenen, wurde nach einem halben Jahre für einen Ersatztransport nach der französischen Kolonie Cochinchina bestimmt, sprang aber während eines Sturmes hier im Roten Meer, der das Transportschiff bis dicht an diese Insel trieb, über Bord und erreichte auch glücklich den Strand. Meine tollkühne Flucht war bemerkt worden. Die Wachen hatten hinter mir drein geschossen. Das Pulver
W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)