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Seite:Alfred Barth Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche.pdf/111

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Akademielehrer. Exner erschien nicht. Die Vorarbeiten und das Referat lag in den Händen Hölzers, der mit 33 Jahren das jüngste Mitglied war und äußerst umfangreiche zeichnerische Tätigkeit für den Kirchenbau in der Folge entwickelte. (Übersicht derselben: Hauptstaatsarchiv loc. 2258, vol. III, Bl. 84.)

Die erste Kommissionssitzung beschäftigte sich damit, durch Abänderungen am Exnerschen Plan dem Innern mehr Licht zuzuführen. Hölzer hatte „noch mehrere deutlichere Risse von den übrigen Teilen der Kirche zu verschiedenen Überlegungen“ angefertigt. Sein Vorschlag, das Profil des Holz­gewölbes elliptisch zu halten, das Mansardendach diesem eng anzupassen und dadurch niedriger und leichter zu gestalten, fand sofort Beifall, da dann die Seitenbacken und die innere Kappe der Dachfenster viel schmäler würden. „Alles Licht, was die Attique geben kann, wird erreicht, gleichzeitig die Decke hinlänglich erleuchtet.“ Weiter sollten noch die Dachfenster vergrößert und vor den Hauptfenstern Licht­schächte angeordnet werden. Diesen und noch einigen anderen kleineren Änderungen entsprechend fertigte Hölzer neue Pläne, nach denen ein großes Modell vom ganzen hölzernen Dach hergestellt wurde, und zwar so groß, daß man sich „hinein begeben“ konnte.

In einer zweiten Kommissionssitzung, in der auch Bormann, damals consul regens, Eigenwillig und zwei weitere Ratsmitglieder anwesend waren, führte die Besichtigung des Modells allgemein zu der Überzeugung, daß das Innere der Kirche nun genug Licht erhalte. Bei der Abstimmung erklärten sich sämtliche Mitglieder gegen eine Attique, weil sie die Pfeiler und ihre Gründung nicht für tragfähig genug hielten, da ihnen die Verbindung im Boden fehlte. Alte, nicht berechtigte Vorwürfe Exners, gegen die der Rat und Schmidt immer wieder angekämpft, brachten auch den letzten Versuch zur Rettung der Attique zu Fall. Eine Ironie des Schicksals war es, daß sich Krubsacius jetzt für das Mansarddach und gegen die Attique, freilich aus statischen Gründen, aussprach. Gerade er hatte den Kampf gegen die Schmidtschen Risse mit der angeschweiften Attique heraufbeschworen durch den Vorwurf, daß sie mansardenartig wirken würde, und hatte aus ästhetischen Gründen die jetzt verworfene senkrechte Attique zuerst vorgeschlagen und gezeichnet.

Der Rat wurde gegen diese gründlich erwogenen Pläne Hölzers, noch ehe sie zur Approbation vorgelegt wurden, in längerer Eingabe vorstellig. Von genügender Lichtbeschaffung durch die Hölzersche Anordnung war er überzeugt. Doch hegte er technische und pekuniäre Bedenken. Die Mansarde fordere viel Holz und Eisenwerk, auch große Massen Kupferblech. Infolge der vielen Kehle und Grate seien viel Reparaturen zu erwarten. Der schräge Dachstuhl könne leicht wandelbar werden und sei in­folge des geringen Raumes zwischen Wölbbogen und Dachneigung unzugänglich. Die Ausbesserung schadhafter Holzteile erfordere Aufbrechen der Decke und Rüstung im Äußern wie im Innern. Ein neuer Vorschlag des Rates beziehentlich Eigenwilligs begleitete diese bereits mündlich bei Besichtigung des Modells geäußerten Bedenken. Wenn nach den Änderungen der Kommission und unter Weglassung der vorderen drei Reihen der zweiten Empore die Hauptfenster und die ovalen Lukarnen über diesen das ganze Seitenlicht ungehindert ins Schiff strömen lassen könnten, halte man Mansarde wie Attique, kurz Oberlicht, nicht mehr für erforderlich. An Stelle des gebrochenen Mansarddaches solle daher ein flaches Walmdach treten, das sich auf die Mittelschiffmauern am Anfall der Seitenschiffdächer aufsetze. Ein solches sei von größerer Dauer, leichter zu reparieren und koste 20 000 Taler weniger. Überdies könne der Turm um ein ganzes Geschoß für 16 000 Taler niedriger gehalten werden. Bei Feuers­gefahr habe die jetzt mögliche Anordnung eines Bodenraumes bei geringerem Holzaufwand Vorzüge vor dem Mansarddach, auf dem sich nicht hantieren lasse. Den Pfeilern brauche der Schub des Mansarddaches nicht angesonnen zu werden. Die Kirche sei rascher fertig zu stellen, die Weglassung von einigen hundert Sitzen in der gegen die alte, gotische Anlage größeren Kirche unbedenklich, da doch die Stadt eine Verminderung der Bevölkerung gegen die Zeit vor dem Brand aufweise.

Die Oberbaukommission fand diesen letzten Vorschlag für den besten. Durch Erweiterung der ovalen Lukarnen, um 2 Ellen nach unten zu, in Mezzaninfenster könne der Lichteinfall noch vergrößert werden, ohne „der architektonischen Zierlichkeit“ zu schaden. Die Überlegung und Zeichnung der Turm­veränderung erfordere Zeit.

Der Kurfürst approbierte nach Ferbers Vortrag die in einer Tektur dargestellte Dachänderung sowie die Umgestaltung der Lukarnen, verwies den Rat wegen des Turmes und der inneren Verzierungen

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/111&oldid=- (Version vom 24.5.2024)