an der früheren alten Strasse von Plauen nach Mühltroff, 11/2 Stunde von ersteren Orte in ziemlich coupirter Gegend gelegen, südwärts davon fliesst ein Nebenwasser des Rosenbaches.
Die Zierde des Dorfes ist das Rittergut mit seinem schönen Herrenhause, welches mit den guten und vortrefflich eingerichteten Wirthschaftsgebäuden ein grosses Viereck bildet und einen ausserordentlich geräumigen Hof umschliesst. An der Südseite des Schlosses liegt ein schöner grosser Garten mit vielen Obstbäumen, der im Herbste mit den schönsten Früchten prangt.
Schneckengrün gehörte in den frühesten Zeiten den Herren von Plauen und wurde bloss als Vorwerk benutzt.
Erst im 15. Jahrhundert wurde es zum Rittergute erhoben und die Familie von Raab damit beliehen. Wolf Joachim von Raab besass es 1582, und später noch bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts besassen es die Herren v. Trützschler. Eichelberg v. Trützschler machte die unten näher zu erwähnendes Stiftungen dd. 1612. Von 1634 bis 1657 acquirirte dieses Gut der reiche Landshauptmann Carl von Bose. Von dieser Familie kam das von Römersche Geschlecht, worauf es Anfang des 19. Jahrh. an Herrn Senator Kfm. Schmidt in Platten kam, welcher in jener Zeit auch das Rittergut Untermarxgrün kaufte. Von diesem reichsten Manne Plauens ging es nach dessen Tode durch Erbauseinandersetzung auf dessen jüngsten Herrn Sohn, den Förster Schmidt über, dessen Gattin eine geb. Landrock aus Plauen war.
Von dem ganzen enormen Schmidtschen Vermögen, welches unter 3 Geschwister vertheilt wurde, ist Nichts auf Kinder und Kindeskinder gekommen. Nur Herr Förster Schmidt hat seiner Gattin das Rittergut Schneckengrün hinterlassen, welche es, da sie keine Kinder hatte, ihren Pathen und Neffen, den Oeconom Eduard Möckel abtrat. Dieser besass es bis zum Jahre 1857, wo derselbe solches an Madame Adler auf Rössnitz verkaufte, die jetzt noch damit beliehen ist.
Das Rittergut ist nicht unbedeutend. Es hat gute Felder und Wiesen und immer noch schön bestandene Waldungen.
Zur frühern Gerichtsbarkeit gehörten Dorfantheile von Kloschwiz, Kobitzschwalde, Kornbach, Oberpirk, Rodau, Rodersdorf und die Peintenmühle.
Die Schäferei liegt nicht unmittelbar beim Gute, sondern davon entfernt.
Schneckengrün hat eine herrliche Lage, überall schöne Thalgründe und ausgezeichnete Aussichten nach Reussenland und sogar bis ins Fichtelgebirge. Die Nähe der Stadt Plauen gewährt dem Rittergute dadurch grosse Vortheile, dass täglich zwei Mal die Milch dort verwerthet werden kann, wie überhaupt dieser Zweig der Oeconomie einen grossen Nutzen abwirft. Eben so gewährt auch der Holzschlag von Schneckengrün jährlich noch einen Reinertrag von mehreren hundert Thalern.
Wir haben oben schon erwähnt, dass ein früherer Besitzer von Schneckengrün und zwar Eichelberg Friedrich von Trützschler eine milde Stiftung für Schneckengrün errichtete: Dieser milden Stiftung müssen wir hier noch ein Mal näher gedenken:
Laut Testament von 1612 errichtete Eichelberg Friedrich von Trützschler auf Christgrün, Schneckengrün, u. s. w. Obrister zu Zwickau eine milde Stiftung, vermöge dessen in einem Hospital zu Limbach 6 alte hilfsbedürftige Männer und 6 alte Frauen verpflegt werden mussten: Ansprüche an diese Wohlthat haben die Gerichtsbefohlenen von Christgrün und Schneckengrün, jenes hat 8 dieses hat 4 Stellen zu besetzen.
Die Oberaufsicht führt das hohe Cultusministerium und in dessen Auftrag der frühere Amtmann in Plauen, jetzt der Gerichtsamtmann in Plauen die Specialaufsicht.
Schneckengrün umfasst nicht viel Bauergüter, aber desto mehr Kleinhäusler, welche ihren Unterhalt auf den dasigen Rittergute finden, oder sich von Holzhandel (nämlich kleingemachten Leseholz) und von den sogenannten Zöschen-Verkauf ernähren, indem sie die Tannenzapfen (welche hier zu Lande Zöschen genannt werden) im Sommer an der Luft trocknen, und damit einen bedeutenden Handel nach Plauen treiben, wo sie solche in Säcken an die dasigen Fabriken und an Miethbewohner, welche nicht das Holz im Ganzen kaufen können, absetzen.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/283&oldid=- (Version vom 7.1.2017)