bedeutendes Alaunwerk, in dem ziemlich dreissig Leute beschäftigt sind. Der Alaunschiefer bricht theils in einem nahen Bruche und darin abgesenkten Schächten, theils bei dem Dorfe Limbach, an der Strasse von Plauen nach Reichenbach. Der hiesige Brach ist über fünfzig Ellen tief und liegt unter einer acht Ellen starken Schieferdecke. Die Alaunhütte liefert einen jährlichen Ertrag von etwa 400 Centnern, welche grösstentheils im Lande verkauft werden.
Die Kirche zu Mylau entstand wahrscheinlich zu Anfang des zwölften Jahrhunderts, war indessen früher nur eine Kapelle, die Fronleichnamskapelle genannt, welche im Laufe der Jahrhunderte vielfache Anbaue, Veränderungen und Reparaturen erfuhr. In alten Zeiten besass das Ordenshaus des Deutschen Ritterordens zu Reichenbach das Patronat über Mylau’s Gotteshaus, in dessen Namen es sogar nach der Reformation noch einige Jahrzehnte von dem Pfarrer zu Reichenbach ausgeübt wurde. Der Orden der Deutschen Ritter oder Marianer hatte sich bald nach seiner Entstehung, die mit den Kreuzzügen zusammenhing, auch im Voigtlande einzuschleichen gewusst, und war zuerst von dem Grafen zu Eberstein auf Plauen mit offenen Armen aufgenommen worden, vermuthlich weil der Graf in dem an Macht immer mehr überhand nehmenden Orden einen Beistand gegen die ebenfalls immer mächtiger werdenden Voigte von Reuss zu erlangen hoffte. Bald wussten die Deutschen Ritter Plauen’s Stadtkirche mit allen dazu gehörenden Donationen und Rechten an sich zu bringen, und ihre kirchlichen Erwerbungen vermehrten sich von dieser Zeit an dergestalt, dass sie zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts bereits die Lehen über die Kirchen zu Strassberg, Jessnitz, Oberlosa, Roda, Pöhl, Kloschwitz, Kürbis, Geilsdorf, Leubnitz, Taltitz, Planschwitz, Würschnitz, Dröda, Schwand, Tossen, Rodersdorf, Altensalz, Theuma und Törpersdorf besassen; doch mag der Orden wohl auch einige dieser Kirchen erst fundirt haben. Von ihren Comthureien aus, die sie in verschiedenen Städten, wobei auch Reichenbach, gründeten, wirkten die Deutschen Ritter auf den Culturzustand des Voigtlandes höchst vortheilhaft ein und vernichteten namentlich die letzten Reste des alten sorbischen Heidenthums.
Die Kirche zu Mylau besitzt eine Silbermann’sche Orgel und eine sehr gute Copie einer Kreuzigung Christi von Rubens, sowie ein auf Holz gemaltes uraltes Oelbild, welches die Einsetzung des Abendmahls darstellt. In der Kapelle des Schlosses, die Carl Bose I. neu herstellen und ausschmücken liess, sind ausser einem grossen Marienbilde, mit dem Jesuskindlein im Arm, noch einige vortrefflich in Holz geschnitzte Heiligenbilder vorhanden. Von den zur Pfarrei gehörigen Grundstücken sind die meisten Geschenke von Edelleuten, welche zu Rodtscha gewohnt und die Tramer geheissen. Dem Pfarrherrn, der ausser von dem jetzigen und früheren Parochianen, auch von den beiden Rittergütern zu Schönfeld Erbzinsen an Geld und Naturalien zu empfangen hat, steht über verschiedene Häuser und Grundstücken in Netzschkau, Waldkirchen, Schneidenbach, Obermylau, Cunsdorf und Friesen das Recht der Lehensreichung zu. Eingepfarrt in die Kirche zu Mylau sind, ausser der Stadt Mylau, die fünf Dörfer Obermylau, Rotschau, Lambzig, Foschenroda und Friesen, von denen Letzteres bis zum Jahre 1545 eine eigene Kapelle besass, in der ein zu Reinsdorf wohnender Kaplan den Gottesdienst verrichtete, bis auf churfürstlichen Befehl das Dörflein Friesen nach Mylau eingekircht wurde.
Am östlichen Abhange der Höhen, die sich von Westen her aus dem Grunde des Limbacher Bächleins erheben, liegt weithin sichtbar das freundliche Städtchen Netzschkau, überragt von den Spitzgiebeln und Thurmzinnen seines alten Edelsitzes, und umgeben von den Städten Mylau, Reichenbach, Lengefeld, Elsterberg, Greiz und Plauen, denen keine über drei Stunden entfernt ist. Das Rittergut, eins der bedeutendsten des Voigtlandes, besitzt die Gerichtsbarkeit über das gewerbthätige Städtchen, welches in seinen 187 Häusern, 1862 grösstentheils aus Fabrikarbeitern und Webern bestehende Einwohner zählt.
Es wird behauptet, dass Netzschkau noch im Anfange des funfzehnten Jahrhunderts ein unbedeutendes Wirthschaftsgebäude gewesen sei, welches nach Mylau gehörte und zur Schafzucht bestimmt war. Urkundlich kommt Netzschkau zuerst im Jahre 1464 vor, wo Churfürst Ernst von Sachsen den Ritter Peter von Metzsch mit dem Gute belehnte. 1492 besass dasselbe Caspar von Metzsch, der nach einem noch im Originale vorhandenen Begnadigungsbriefe von Churfürst Friedrich dem Weisen in genanntem Jahre auf sein dringliches Ansuchen beim Landesherrn für Netzschkau das Stadtrecht erlangte. Es ist nicht bekannt, weshalb der Ort von seinen städtischen Gerechtsamen bis zum Jahre 1687 keinen Gebrauch machte , denn bis dahin blieb Netzschkau ein Dorf, und erst auf wiederholte Anregung beim Churfürsten Johann Georg III., gelang es dem Rittergutsbesitzer auf Netzschkau, Carl Bose, die Anerkennung der Stadtrechte nochmals zu erlangen.
Das Schloss zu Netzschkau erbaute 1491 Caspar von Metzsch, und erhielt von dem damaligen Kaiser Friedrich III. besondere Erlaubniss, das neue Haus mit Thürmen, Gräben und Ringmauern zu verwahren. Es ist die letzte alterthümlich gebaute, und an die Fehden des Mittelalters erinnernde Burg, welche in hiesiger Gegend entstand. Um das Jahr 1542 war Eigenthümer des Schlosses, Caspar von Metzsch und bald darauf Jobst von Metzsch; 1587 aber gehörte Netzschkau bereits den Herren v. Reibold, von denen Joachim und Christoph urkundlich genannt werden. Die Reibolde besassen das Gut bis zum Jahre 1619, wo es durch Kauf an Hans Ernst Bose gelangte, der es seinem berühmten Sohne Carolus Bose, Obersten zu Ross und Fuss, sowie Amtshauptmann von Zwickau, Werdau
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/19&oldid=- (Version vom 22.2.2017)