Das Gut wechselte seit dem 16. Jahrhundert durch Kauf, Erbschaft oder Verträge seine Besitzer aus den verschiedenen Linien des Geschlechtes der Trützschler, bis es im Jahre 1831 durch Erbschaft an den jetzigen Besitzer, Herrn Franz Adolf von Trützschler, Herzoglich Sachsen-Coburg Gothaischen Geheimerath a. D. fiel.
Zu den in der Belehnung mit dem Rittergute Falkenstein bezeichneten Gegenständen gehörten ausser sehr umfänglichen Gerichten, (die im Jahre 1855 zugleich mit denen mit dem Rittergute Oberlauterbach und dem von Trützschlerschen Seniorate (Collatur) verbundenen Gerichten, auf den Staat übergingen, so dass nun in Falkenstein ein königliches Gericht errichtet wurde), auch die Bergwerksrechte auf alle Metalle und Mineralien ausser Gold und Silber. Damit war das Rittergut Falkenstein seit undenklichen Zeiten beliehen; es hatte ein besonderes Bergamt mit den dazu nöthigen Beamten, das in Falkenstein seinen Sitz hatte. An diesem Regal, welches sich auch auf die sogenannten Auerbacher Waldungen erstreckte, die früher zu dem Gute Falkenstein gehörten, aber schon vor langer Zeit an den Staat verkauft worden waren, stand den Rittergütern Falkenstein mit Mühlberg, Dorfstadt, Oberlauterbach und dem 1816 anheimgefallenen Rittergut Ellefeld, jedem 1/4 zu. Das Ellefelder Viertel gelangte somit an den Staat und das Bergamt wurde nach Schneeberg verlegt.
Die Erträgnisse von diesem Regal in Zehenten, Ladegeldern etc. waren früher, wo der Bergbau, namentlich im 17. Jahrhundert, sehr schwunghaft betrieben wurde, so bedeutend, dass die Stadt Falkenstein selbst die Vorrechte einer Bergstadt erhielt. In neuerer Zeit war der Bergbau aus unbekannten Gründen ins Erliegen gekommen, und das Bergwerksregal selbst kam in Folge des Gesetzes vom 22. Mai 1851 in Wegfall.
Noch ein Recht, welches dem Rittergute Falkenstein zustand, war das Jagdgefolge in den königlichen Forsten.
Die Kirche, welche zwar ziemlich gross, doch nicht von gefälligem Aussehen ist, liegt mitten in der Stadt. Die Pfarrei derselben wurde am 4. April 1632 begründet; bis dahin war Falkenstein wahrscheinlich Filial von Plauen. Bis zur Reformation waren Bergen und Werda Filiale von Falkenstein. Der erste protestantische Pfarrer war aus dem Geschlechte der Gutsherrschaft selbst, Konrad von Trützschler. Es rühren von denselben mehrere Stiftungen her, namentlich dass der Pfarrer Lehn-, Zins- und Frohn-Unterthanen hatte. Die Pfarrkirche steht unter der Inspection Plauen. Als Schullehrer sind ein Cantor und ein Organist angestellt. Die Collatur haftet nicht auf dem Rittergute, sondern auf dem Geschlechte von Trützschler, von welchem jedesmal der Senior Collator ist, ganz ohne Rücksicht darauf, ob er Haupt- oder Mitbelehnter ist oder nicht, ob er auf dem Gute seinen Wohnsitz hat oder anderwärts, ja sogar ob er einen Antheil an dem Gute besitzt; nach der Familienbestimmung muss er jedoch aus einem der beiden allein noch übrigen Häuser Falkenstein oder Dorfstadt abstammen. Die ausgestorbenen Linien Oberlauterbach und Ellefeld waren ebenfalls mit zu der Collatur berufen. Diese erstreckt sich auch über die Pfarren und Schulen zu Werda und Bergen, und war bis zum Jahre 1855 mit einer eigenen Gerichtsbarkeit verbunden. Ausser unbedeutenden Gerichtsrevenüen waren mit diesem Seniorat nur unbeträchtliche Gefälle verbunden, welche die Collatur-Unterthanen zu entrichten hatten, die aber nun zur Ablösung gelangen werden.
Nach Falkenstein eingepfarrt sind die folgenden Ortschaften, von denen einige nur aus wenigen Häusern bestehen und die zum Theil zwei Meilen entfernt sind: Ellefeld, Oberlauterbach, Neustadt, Dorfstadt, Irrgang, Siebenhitz, Juchheh, Hahnenlohe und Hahnweg, Lohberg, Mühlberg, Messingwerk mit Hohofen, Scheibenknock, Winn, Vorder-Grünbach, Hinter-Grünbach, Rissbrück, Hammerbrück, Friedrichsgrün, Bode, Kalteküch und Reimtengrün. Die am entferntesten liegenden Orte Mühlleite und Wieselburg sind unlängst nach Klingenthal ausgepfarrt worden. Einige dieser Orte liegen mitten in den Waldungen, die zu Falkenstein gehören und sich bis an die böhmische Grenze erstrecken und die grossen Entfernungen derselben hat das Bedürfniss dringend fühlbar gemacht, noch einen zweiten Geistlichen, vorläufig einen Vicar, anzustellen. Dessen Berufung steht in nächster Aussicht.
Der Boden ist an sich von der besten Art und für fast alle Feldfrüchte geeignet; es haben auch die Waldbewohner durchgängig etwas Feld urbar gemacht, allein das Klima ist rauh, der Winter sehr strenge, und es können daher keine Winterfrüchte gedeihen. Selbst die Sommerfrüchte und besonders die Erdäpfel, kommen nicht immer zur vollen Reife oder erfrieren. Die Gräserei und Viehzucht gedeihen dagegen vortrefflich; namentlich ist die Butter fast so gut wie in der Schweiz.
Die Hauptnahrung der Bewohner von Falkenstein selbst ist die Musselinweberei; daneben Handwerke verschiedener Art, Ausnähen, Spinnen, Spitzenklöppeln, Blonden-Verfertigung; dann Viehzucht, Feld- und Bergbau, namentlich aber auch Kammertuchweberei. Diese wurde in Falkenstein im Jahre 1785 erfunden und zwar gemeinschaftlich von den Webermeistern Johann Michael Dressel aus Falkenstein und Hahn aus Plauen; sie bedienten sich aber so schwerfälliger Maschinen, dass die Bearbeitung keinen günstigen Erfolg hatte. 1793 gelang es einem hiesigen Webermeister, Gottfried Thomas, an den bisher gebrauchten Maschinen Vorrichtungen anzubringen, vermittelst welcher man schnell und mit Vortheil arbeiten konnte. Der Erfinder theilte sein Geheimniss einigen wenigen, ihm näher befreundeten Webermeistern mit; er vereinigte sich mit ihnen zu einer geschlossenen Gesellschaft, deren Mitglieder sich eidlich zur Geheimhaltung verpflichteten und den G. Fr. Thomas in Lengefeld zum eigenen Verleger annahmen. Die Kammertuchweberei kam nun rasch in Aufschwung und das in Falkenstein gefertigte Tuch stand dem französischen nicht nach; indess bei dem Kunstsinn und rastlosen Forschen, welche die hiesigen Bewohner auszeichnen, konnte das Geheimniss nicht lange bewahrt werden, und so ist denn jetzt die Kammertuchweberei Gemeingut. Auch wird sie ausser in Falkenstein noch an mehreren Orten des Voigtlandes getrieben, das Fabrikat aber meistens nach Falkenstein geliefert. Die Fabrikation hat sich seit ihrer ersten Erfindung bedeutend gehoben; namentlich hat die grosse Mannigfaltigkeit der Muster den Werth wie den Absatz der Waare gesteigert. Ein besonderes Verdienst darum erwarben sich die Tischlermeister J. Ch. Müller und Ch. Erdmann Müller durch grosse Vereinfachung der Maschinerie, so dass diese jetzt von einem Menschen regiert werden kann.
Auch die Waldbewohner des Gebietes von Falkenstein haben trotz der
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/114&oldid=- (Version vom 7.1.2017)